„Wie geil ist das denn!“: Markus Kauczinski ist bereit für die Löwen.

Für den neuen Trainer Markus Kauczinski ist die mannschaftliche Geschlossenheit der nächsten Löwen-Gegners MSV Duisburg ein „Fingerzeig“.
Die Erklärung war logisch, die Paula anführte. Durch die Englische Woche sei er stark ins Tagesgeschäft eingebunden gewesen. „Außerdem wollten wir bei der Auswahl des Trainers gewissenhaft sein, um die beste Lösung zu finden“, erklärte der 60-Jährige. „Markus hat alle Kriterien erfüllt. Wir sind in der jetzigen Situation froh, eine solche Lösung gefunden zu haben“, so Paula.
Etwa eineinhalb Jahre war Kauczinski raus aus dem Trainergeschäft. Äußerlich hat ihm diese Zeit sichtlich gutgetan. Auffallend schlank und braungebrannt zeigte sich der neue Löwen-Coach. Die zweieinhalb Jahre beim SV Wehen Wiesbaden seien stressig und aufreibend gewesen. Die Auszeit habe der gebürtige Gelsenkirchener genutzt, „um alte Gewohnheiten über Bord zu werfen, um meine Ernährung umzustellen. Außerdem habe ich viel Sport gemacht und mich um meine Familie gekümmert.“ Es sei eine gute Zeit gewesen. „Jetzt bin ich aber froh, dass es vorbei ist. Mir hat es gefehlt, an der Seitenlinie zu stehen und mich dem Wettbewerb zu stellen.“
Es habe in der Vergangenheit immer wieder Anfragen von Klubs gegeben. Die der Löwen hätte für ihn einfach gepasst. „Diese Woche gab es finale Gespräche. Wir haben uns getroffen, dann ging alles sehr schnell“, erzählt Kauczinski, für den „Sechzig ein besonderer Verein“ ist. „Ich habe viele Spiele gegen 1860 gehabt, das hat immer Spaß, immer Bock gemacht.“ Auch die Reaktion aus seinem Umfeld sei durchweg positiv gewesen. „Es gab keinen der gesagt hat: ‚Warum tust du dir das an?‘“ Ganz im Gegenteil. Er habe rund 250 Whatsapp-Nachrichten erhalten, mit dem Tenor: „Wie geil ist das denn!“ Er selbst habe zu keinem Moment gezögert, sondern das Gefühl gehabt: „Das musst du machen!“
Der neue Coach wird erst am Montag seine erste Trainingseinheit leiten. Das sei der Zeitschiene und Belastungssteuerung geschuldet. „Wir haben dann eine lange Woche“, erklärt er. Dass es dann gleich im ersten Heimspiel unter seiner Leitung gegen den bisher ungeschlagenen Tabellenführer MSV Duisburg geht, ist ihm egal. „Es könnte jeder Gegner sein. Ich freue mich auf das Spiel. Je größer die Herausforderung ist, umso besser. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht.“
Er müsse sich jetzt erst Mal ein Bild von der Mannschaft machen. Max Reinthaler (SV Wehen Wiesbaden), René Vollath (Karlsruher SC) und Max Christiansen (FC Ingolstadt) hatte Kauczinski schon unter seinen Fittichen, alle anderen muss er persönlich kennenlernen. Für ihn sei Fußball in erster Linie ein Teamsport, erklärt er seine Philosophie. In der Mannschaft stecke ein größeres Potential, als sie zuletzt gezeigt habe. Es gehe jetzt darum, schnell eine Konstellation zu finden und eine Spielweise zu etablieren, mit der man wieder in die Erfolgsspur zurückkehre.
Dabei ist Kauczinski nicht auf ein System festgelegt. „Ich bin sehr flexibel in der Herangehensweise, schaue mir an, was am besten zu den Spielern passt, um das Potential ausschöpfen zu können.“ Dabei spiele für ihn die Vergangenheit keine Rolle. „Wir müssen die Dinge hinter uns lassen und bei Null starten. Für mich geht es darum, die Spieler kennenzulernen und die Leidenschaft zu wecken. Wir müssen schauen, dass wir die Bremse lösen, dass jeder wieder gerne auf dem Platz steht. Einfach alles hinter uns lassen und nach vorne schauen“, lautet sein Credo.
Selbst wollte sich der neue Löwen-Trainer nicht charakterisieren. Das sollten andere machen. Nur so viel ließ er sich entlocken: Er könne sowohl Kumpel sein als auch autoritär, wenn es die Situation erfordere. Viel lieber spricht der 55-Jährige dagegen über seine Spielphilosophie. „Ich komme über den Ballbesitz, aber es gehört auch dazu, gut zu verteidigen. Der Fußball ist so komplex, dass es immer darum geht, situationsbedingt Lösungen zu finden.“ Er möchte sich nicht selbst verwirklichen, sondern suche danach, was am besten zur Mannschaft passe. „Letztlich geht es darum, Spiele zu gewinnen und dass sich die Fans mit dem Team identifizieren.“
Er sei auch zum TSV 1860 München gekommen, weil „ich eine langfristige Idee sehen möchte, hier etwas entwickeln kann.“ Für ihn gäbe es keine jungen oder alten Spieler, er schaue alleine auf Leistung. „Einzelne gute Spieler machen noch lange keine gute Mannschaft“, findet er. „Das Gerede über einzelnen Spieler ist nicht zielführend.“ Für Kauczinski steht das Kollektiv über allem. „Nur wenn alle zusammen agieren, kann man auch erfolgreich sein.“ Als Beispiel führte er Aufsteiger MSV Duisburg an, die über die mannschaftliche Geschlossenheit kommen. „Das sollte für uns ein Fingerzeig sein, in einer engen 3. Liga!“