Die Premiere ist geglückt, nun gilt es für Daniel Bierofka und die Löwen nachzulegen. Am Freitagabend, 29. April 2016, gastiert er als Cheftrainer mit dem TSV 1860 München beim FC St. Pauli. Anpfiff im Millerntor-Stadion ist um 18.30 Uhr.
Das letzte Aufeinandertreffen mit St. Paulis-Trainer Ewald Lienen hatte Daniel Bierofka auf dem Trainingsgelände der Löwen an der Grünwalder Straße. Damals war Lienen noch Coach der Sechzger. „Leider habe ich unter ihm kein Spiel gemacht“, erzählt der 37-Jährige. Eine langwierige Verletzung verhinderte das. „Aber wir haben interessante Gespräche geführt. Ewald Lienen ist ein toller, intelligenter Mensch, arbeitet sehr akribisch und schreibt sich viel auf.“ Den Trainer der Hamburger hat Bierofka als „sehr einfühlsam“ kennengelernt. „Er hat mir in dieser schwierigen Phase immer wieder Mut zugesprochen.“
Dabei hatte die Beziehung der beiden eine Vorgeschichte. Lienen wollte Bierofka von Bayer Leverkusen zu Hannover 96 holen, als er die Niedersachsen trainierte. „Ich war sogar bei ihm zu Hause“, erzählt der Löwe. „Letztlich habe ich mich für den VfB Stuttgart entschieden, weil ich wieder zurück in den Süden wollte.“ Mit den Schwaben wurde Bierofka dann 2007 Deutscher Meister, wechselte danach zurück an die Grünwalder Straße.
Wenig Hoffnungen hat Bierofka indes, dass der Kiezklub das Spiel gegen die Löwen nicht mehr so Ernst nimmt, nachdem der Rückstand auf Rang drei bei drei ausstehenden Partien bereits neun Punkte beträgt. Zudem hat St. Pauli das weitaus schlechtere Torverhältnis gegenüber Nürnberg. „Keine Mannschaft will ein schlechtes Spiel machen, wenn sie vor 30.000 Zuschauern spielt“, weist er solcherlei Spekulationen weit von sich. Im Gegenteil: „Am Millerntor herrscht eine außergewöhnliche Stimmung, sie haben super Fans. Da wird einiges an Emotionalität auf uns zukommen. Dafür müssen wir gewappnet sein.“
Faktenkarussell. Zuletzt drei Dreier gegen Pauli.
Bierofka erwartet von seinem Team einen ähnlich engagierten Auftritt wie beim 1:0 Heimerfolg gegen Braunschweig. „Wenn wir unser Konzept genauso konsequent durchziehen, wird es jede Mannschaft gegen uns schwer haben.“ Unter der Woche habe man noch an Details gearbeitet. „Ich gehe davon aus, dass es die Jungs wieder ordentlich machen werden“, ist der Ex-Profi optimistisch.
Seine Spieler hätten gegen Braunschweig schnell gemerkt, „dass es so klappen kann. Dadurch hatten wir den nötigen Halt.“ Der erste Dreier nach zuvor fünf sieglosen Spielen hat zudem eine psychische Komponente. „Für Siege gibt es keinen Ersatz. Wir glauben wieder an uns, trauen uns mehr zu.“
Mit diesem neugewonnen Selbstvertrauen reisen die Löwen nach Hamburg. Der Plan am Millerntor ist der Gleiche wie gegen Braunschweig: Eng zusammenstehen und den Ballführenden aggressiv anlaufen. „Für unser System ist es egal, ob wir zu Hause oder auswärts spielen“, so Bierofka, „wir richten es lediglich in Nuancen am Gegner aus.“
Ein wichtiger Faktor war bei Bierofkas Premiere der unermüdliche Sascha Mölders, der als Sturmspitze Druck auf die Innenverteidigung ausübte, immer anspielbar war. Für seinen Einsatz musste er mit einem dicken Knie bezahlen, konnte erst am Donnerstagmorgen ins Mannschaftstraining zurückkehren. „Das sah sehr gut aus“, gab der Trainer Entwarnung. „Sascha ist eine Option.“
Entschieden hat er sich aber noch nicht, wer gegen St. Pauli von Beginn an aufläuft. Auch wegen der Personalie Mölders nahm Bierofka als 19. Spieler Stefan Mugosa mit in die Hanse-Stadt. „Ich habe ja noch einen Tag Zeit“, sagte er am Donnerstag vor der Abfahrt. „Mit dem einen oder anderen Spieler werde ich noch sprechen, bevor ich mich endgültig festlege.“
Zu 100 Prozent liegt die Konzentration auf dem eigenen Spiel. „Was die anderen machen, können wir nicht beeinflussen. Wir müssen uns 90 Minuten reinbeißen.“ Erreicht habe sein Team ohnehin noch nichts: „Durch das Braunschweig-Spiel hat sich die Tabellensituation nicht grundlegend verändert“, warnt er deshalb vor Selbstzufriedenheit.
Auswärtshinweise: Sechzig auf St. Pauli, oida.
VORAUSSICHTLICHE AUFSTELLUNGEN
FCSP: 30 Himmelmann – 4 Ziereis , 3 Sobiech, 26 Gonther, 15 Buballa - 19 Alushi, 11 Rzatkowski – 28 Sobota, 29 Maier, 10 Buchtmann – 9 Picault.
Ersatz: 1 Heerwagen (Tor) – 7 Nehrig, 8 Dudziak, 13 Miyaichi, 16 Hornschuh, 17 Eden, 37 Choi.
Nicht dabei: 12 Verhoek (Bänderriss im Sprunggelenk), 18 Thy (Gesäßmuskelzerrung), 27 Kalla (Wadenprellung).
1860: 24 Ortega – 25 Kagelmacher, 26 Schindler, 2 Mauersberger, 3 Wittek – 38 Lacazette, 4 Bülow, 11 Adlung – 7 Claasen, 20 Rama – 13 Mölders.
Ersatz: 1 Eicher (Tor) – 9 Mugosa, 10 Liendl, 19 Okotie, 23 Beister, 30 Degenek, 33 Aycicek, 37 Yegenoglu.
Nicht dabei: 5 Vallori (Aufbautraining), 6 Stahl (Achillessehnenreizung), 8 Rodnei (nicht im Kader), 14 Simon (Kreuzbandriss), 15 Sukalo (Aufbautraining), 16 Hain (Trainingsrückstand), 17 Bandowski (Fußverletzung), 18 Karger (nicht im Kader),31 Neudecker (Schambeinentzündung), 39 Kovac (Aufbautraining).
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg); Assistenten: Thorsten Schiffner (Konstanz), Dominik Schaal (Tübingen); Vierter Offizieller: Tim Skorczyk (Braunschweig).