Unterm Strich war es eine gerechte Punkteteilung. Doch nach dem Spielverlauf fühlte sich das 2:2 für die Löwen wie eine Niederlage an, während Osnabrücks Coach Daniel Thioune die „unfassbare Mentalität“ seiner Mannschaft lobte.
Löwen-Trainer Daniel Bierofka sprach von einem interessanten Spiel. „In den ersten 20, 25 Minuten hat Osnabrück viel Druck entfacht in ihrem 3-4-3-System. Wir wussten nicht, wie wir das verteidigen sollten. Danach haben wir umgestellt, hatten besser Zugriff und konnten ihren Spielfluss eindämmen.“ In der Folge hätte sich sein Team Chancen erspielt. „Wir gehen dann nach einem Standard in Führung. Direkt nach der Halbzeit erzielen wir das 2:0.“ Der 39-Jährige monierte jedoch, dass seine Mannschaft danach zu fahrlässig mit den Chancen umgegangen sei. „Dann bekommen wir das 1:2 nach einem langen Ball, wo wir einfach schlecht schließen mit der Viererkette und den Querpass nicht unterbinden können.“ Besonders ärgerte sich der Löwen-Coach über die fehlende Cleverness nach der Roten Karte gegen Osnabrück. „Wir haben zwei, drei Kontersituationen, die wir einfach zu Ende spielen müssen. Da müssen wir zum Abschluss kommen.“ In dieser Phase hätte sein Team viel zu viele Standards für den Gegner zugelassen. „Das sind die Lehren, die wir daraus ziehen müssen. Wenn du in der letzten Minute das 2:2 fängst, bist du natürlich mit einem Punkt nicht zufrieden.“
SPIELBERICHT Löwen holen beim 2:2 in Osnabrück den ersten Auswärtspunkt.
Osnabrücks Trainer Daniel Thioune konnte nach dem Spielverlauf am Ende mit dem Punkt besser leben als Bierofka. „Heute kam alles zusammen. In den ersten 25 Minuten spielen wir München komplett an die Wand. Die Mannschaft hat nach dem Rückstand eine unfassbare Mentalität gezeigt, die im späten Ausgleich gipfelte. Nach der Roten Karte sind wir über uns hinausgewachsen.“ Besonders lobte er Marcos Alvarez, den Torschützen zum 2:2, den er erst nach 0:2-Rückstand einwechselte. „Er hat das Vertrauen mit Leistung zurückgezahlt. Heute haben wir drei Mal, den Platzverweis eingeschlossen, nicht aufgepasst, deshalb ist es am Ende nur ein Punkt“, so Thioune nach zuvor zwei Siegen.
„Es ist wie eine gefühlte Niederlage“, beschrieb Quirin Moll sein Innenleben. „Besser kannst du es dir nicht aussuchen, dass du hier in Osnabrück 2:0 vorne liegst“, erklärte der 27-Jährige. „Dann haben wir noch gute Kontermöglichkeiten. Umso bitterer ist es, dass es am Ende nur ein Punkt ist. Wir haben den Sieg verschenkt.“ Als Grund machte der Mittelfeldspieler fehlende Überzeugung vorm gegnerischen Tor aus. „Wir hatten super Möglichkeiten, hätten am Ende cleverer spielen, den Ball vorne festmachen, zur Eckfahne gehen und die Standards vermeiden müssen.“
Ähnlich sah es sein Kollege Phillipp Steinhart: „Wenn du auswärts 2:0 führst, dann musst du auch die Punkte mitnehmen. Umso bitterer war es, dass wir uns in den letzten 15, 20 Minuten so unter Druck haben setzen lassen und auch die Offensivsituationen, die wir hatten, weil Osnabrück aufgemacht hat, nicht ausgespielt haben.“ Als Grund sah der 26-Jährige, dass man sich in der Schlussphase nicht mehr traute, „Fußball zu spielen. Und dann kassierst du so ein Freistoß-Ding“, ärgerte sich Steinhart. „Wir sind jetzt endgültig in der 3. Liga angekommen, haben heute gesehen, was alles passieren kann, dass du 95 Minuten bei 100 Prozent sein musst. Es ist einfach eine andere Qualität als in der Regionalliga.“ Die gewonnene Erfahrung, so der Verteidiger, müsse man mitnehmen. „Kopf hoch, am Sonntag geht’s schon weiter. Das gute ist, dass wir es dann besser machen können.“
Adriano Grimaldi, der ein Tor erzielte und das zweite vorbereitete, war nach 70 Minuten mit den Kräften am Ende. „Ich war tot, hatte bei jedem Schritt das Gefühl, dass die Wade platzt. Ich konnte auch nicht mehr mit 100 Prozent in die Zweikämpfe gehen“, begründete er seine Auswechslung. Als er das Feld verließ, führten die Löwen noch mit 2:0. „Ich lasse mich nie wieder auswechseln“, scherzte der 28-Jährige. „Die Zeit vergeht einfach nicht“, beschrieb er seine Eindrücke von der Seitenlinie. „Bis zu dem Freistoß haben wir es eigentlich super verteidigt“, fand der Torjäger. Dem Unentschieden konnte er trotzdem Positives abgewinnen. „Man muss den Spielverlauf sehen. Osnabrück hat gezeigt, wieso sie die ersten beiden Spiele gewonnen haben. In der 1. Halbzeit haben sie gedrückt, auch wenn wir das Tor gemacht haben. In der 2. Halbzeit ebenfalls. Das zeigen auch die 10:4-Ecken.“ Die Pfiffe der Osnabrücker Fans fand Grimaldi „geil. Die kennen mich eben.“ Schon mit Münster hatte er regelmäßig in Osnabrück getroffen. Sein Fazit aus der Partie: „Wir haben heute gemerkt, wie 3. Liga funktioniert. Da sind Kleinigkeiten wichtig, die am Ende den Ausschlag geben.“