Letztlich waren sich sowohl Löwen-Coach Daniel Bierofka als auch Aalens Trainer Argirios Giannikis einig, dass es ein verdienter Sieg für die Sechziger war. Nur zwischen Alessandro Abruscia und Simon Lorenz gab es unterschiedliche Auffassungen, wer den dritten Treffer tatsächlich erzielt hatte.
Löwen-Trainer Daniel Bierofka war stolz auf sein Team. „Es hat mir gefallen, wie wir heute aufgetreten sind. Schon in den ersten zehn Minuten können wir drei Tore machen. Wir waren super auf dem Platz, vom Engagement und der Aggressivität“, lobte der 39-Jährige sein Team. „Mit und ohne Ball hatten wir immer Lösungen, haben auch spielerische Impulse gesetzt. Wir haben heute vieles richtig gemacht.“ Trotzdem haderte Bierofka mit dem Gegentor. „Aus einem weit vorm Tor ausgeführten Freistoß kommt ein Aalener vollkommen frei im Strafraum zum Kopfball“, ärgerte er sich. „Mein Ziel ist halt immer, zu Null zu spielen. Leider haben wir das nicht geschafft.“ Den Löwen-Trainer freute es besonders für die Mannschaft, „dass sie für den Aufwand auch mal belohnt wurde. Wenn ich nur ans Uerdingen-Spiel denke. Da waren wir klar besser, hätten gewinnen müssen. Deshalb war der Sieg heute auch wichtig fürs Selbstvertrauen. Dazu kommt, dass die Medien in München sehr ergebnisorientiert sind und nicht die Leistung bewerten. Nun können wir wieder in Ruhe weiterarbeiten“, glaubt der Ex-Profi. Einen hob Bierofka besonderes aus dem guten kollektiv hervor: Alessandro Abruscia. „Er hatte sich den Einsatz von Anfang an durch gute Leistungen im Training verdient.“ Zuvor im 4-4-2-System hätte er nicht die Räume gehabt, um sich entsprechend in Szene zu setzen, erklärte Bierofka. „Heute haben wir uns für ein 4-3-3 mit ihm als offensivem Achter entschieden. Das hat Sandro hervorragend umgesetzt.“
SPIELBERICHT 4:1 in Aalen – Abruscia gelingt Doppelpack.
VfR-Coach Argirios Giannikis monierte den fehlenden Mut seines Teams in der Anfangsphase. „Sechzig hat gut gepresst mit ihren vielen Leuten vorne. Wir dagegen haben uns nicht gut bewegt. Alles was wir gegen Würzburg gut gemacht haben, hat heute nicht geklappt. Wir sind nicht in Position gekommen, haben uns verunsichern lassen, hatten viele Ballverluste, die zu Chancen für Sechzig führten.“ Die Gegentore, so der Aalener Trainer, seien ein Spiegelbild der 1. Halbzeit gewesen. „Vor der Pause hatten wir eine Phase von zehn Minuten, wo wir besser ins Spiel gekommen sind“, so Giannikis. Deshalb stellte er in der 2. Halbzeit auf ein 4-4-2 mit Raute um. „Wir haben uns gesagt, dass wir nichts mehr zu verlieren haben, wollten mutiger spielen, bekommen dann aber das 0:3 nach einem Standard. Das war sehr ärgerlich, weil wir zu diesem Zeitpunkt besser im Spiel waren.“ Nach dem 1:3 sah Giannikis noch zwei gute Standards. „Aber dann vertändeln wir wieder im Mittelfeld den Ball, müssen dann in der Kette Foulspielen und Marian bekommt dafür Gelb-Rot. Das 4:1 fiel dann, weil der letzte Große dann auch noch draußen war.“ Der Aalener Coach sprach von einem verdienten Sieg für die Sechziger. „Wir müssen weiter arbeiten und den Jungs eintrichtern, dass Mut und Körperlichkeit zum Fußball dazu gehört.“
Doppeltorschütze Alessandro Abruscia fand es einfach „geil. Es war mein erstes Drittliga-Spiel, in dem ich zwei Tore geschossen habe. Aber viel wichtiger ist, dass wir die drei Punkte geholt haben.“ Als Schlüssel für den Erfolg hatte der Schwabe ausgemacht, „dass wir uns sehr gut auf den Gegner und seine Schwächen eingestellt hatten. Wir haben die Fehler von Aalen eiskalt ausgenutzt, vor allem im Umschaltspiel.“ Trotz seines Doppelpacks sieht der Sommerzugang von den Stuttgarter Kickers seine Situation bei den Löwen realistisch. „Der Konkurrenzkampf ist sehr groß. Du musst dich täglich im Training beweisen. Ich bin froh, dass der Trainer mir heute das Vertrauen geschenkt hat und habe versucht, es ihm auf dem Platz zurückzugeben. Ich glaube, das ist mir sehr gut gelungen.“ Für den Italiener ist es „eine große Ehre, für einen Verein wie 1860 zu spielen. Es ist alles nochmals viel größer, die Stimmung ist geil und es macht hier einfach Spaß. Und wenn man dann noch Erfolg hat, dann ist es umso schöner.“
Innenverteidiger Simon Lorenz beanspruchte den dritten Treffer für sich. „Ich war mit Haarspitzen noch dran“, erzählte er mit einem spitzbübischen Grinsen. „Deshalb kann man mir den Treffer zuschreiben. Ich habe extra in der Halbzeit nochmals Gel nachgelegt.“ Aber wer das Tor letztlich erzielt hat, war sekundär. Viel wichtiger waren die drei Punkte. „Wir haben heute wie in den letzten Spielen mit viel Power gespielt, waren aggressiv in den Zweikämpfen. und haben mit und ohne Ball gewußt, wo die Räume sind. Aber wer uns die letzten Wochen beobachtet hat, konnte sehen, dass wir immer einen guten Plan hatten. Es hat nur oft der letzte Pass gefehlt, um die Tore zu machen. Heute ist alles aufgegangen.“