Beide Trainer, Daniel Bierofka und Pavel Dochtchev, waren sich einig, ein „hochemotionales Spiel“ gesehen zu haben. Aber sowohl die Sechzger als auch die Rostocker trauerten der verpassten Siegchance hinterher. Dotchev lobte die Löwen als „besten Gegner, gegen den wir in dieser Saison gespielt haben“.
Löwen-Chefcoach Daniel Bierofka sprach von einer hochemotionalen Partie - gerade für die Trainer. „Es waren viel Leidenschaft, Feuer und torgefährliche Aktionen im Spiel, viele Umschaltsituationen. In den ersten zehn Minuten war Rostock klar besser. Meine Mannschaft hat einfach gebraucht, vielleicht hat sie sich auch irritieren lassen von der Kulisse..“ Danach hätte sich sein Team in die Partie reingebissen. „Nach einem Standard gehen wir dann in Führung, haben im Anschluss besser verteidigt und hatten noch zwei Kontersituationen, die wir einfach besser ausspielen müssen“, trauerte der 39-Jährige den Chancen vor dem Pausenpfiff hinterher. In der Halbzeit hätte er seine Mannschaft darauf hingewiesen, dass „Rostock kommen wird. Trotzdem haben wir die ersten zehn Minuten vollkommen verpennt“, ärgerte sich Bierofka. „Es ist mir total unverständlich, wie man so aus der Halbzeit herauskommen kann.“ Der Löwen-Coach sieht dieses Verhalten als Lernprozess. „In dieser Liga darfst du eben keine Sekunde nachlassen. Und schon gar nicht gegen eine solche Mannschaft, die eine so hohe spielerische Qualität hat!“ Dafür sei sein Team „gnadenlos bestraft“ worden. Doch Bierofka sah danach auch etwas Positives. „Die letzten Wochen wurde uns vorgeworfen, dass wir hinten raus die Tore kassiert haben. Heute haben wir eins geschossen. Die Jungs haben an sich geglaubt, Moral gezeigt. Das war das Gute an dem Spiel.“ Nach dem Ausgleich sei es ein offenes Spiel gewesen. „Rostock hat Chancen gehabt, wir ein paar Umschaltsituationen, aber im Großen und Ganzen ist das Unentschieden verdient.“ Ein Wermutstropfen war die Verletzung von Adriano Grimaldi. „Es geht ihm nicht gut. Er muss auf Krücken gehen.“ Derzeit könne nicht genau lokalisiert werden, ob der linke Knöchel oder das Knie betroffen ist. „Das werden wir morgen durch ein MRT abklären.“
SPIELBERICHTAchterbahn der Gefühle: Löwen spielen 2:2 in Rostock.
Rostocks Trainer Pavel Dotchev schloss sich Bierofkas Worten an. „Es war ein sehr emotionales Spiel, sehr, sehr offen. Beide Mannschaften wollten unbedingt gewinnen.“ Ziel sei es zunächst gewesen, kompakt zu stehen und auf die Chancen zu warten. „Das ging auch zunächst gut.“ Umso ärgerlicher fand Dotchev den Rückstand nach einem Freistoß: „Es war bekannt, dass Sechzig bei Standards enorm gefährlich ist. Ich glaube, wir hatten zu viel Respekt. Es kann einfach nicht sein, dass wir wie abgemacht hoch stehen und der Torwart den ganzen Raum vor sich frei hat. Aber dann laufen wir viel zu früh rein, dadurch war die Situation nicht mehr zu verteidigen.“ Danach sei es richtig schwer geworden. „Sechzig war gut organisiert, sehr bissig und laufstark. Wir haben keine Lücken gefunden, unsere beiden Stürmer waren fast isoliert.“ Für ihn sei es wichtig gewesen, vor der Pause keinen zweiten Treffer zu kassieren. So konnte er in der Pause einige Dinge korrigieren. „Nach dem Seitenwechsel waren wir deutlich die bessere Mannschaft, haben es geschafft, schnell die beiden Tore zu erzielen.“ Dotchev trauerte der Chance kurz vor der Elfmeterszene nach. „Wir hätten das 3:1 machen können. Direkt danach klären wir zwei Mal hintereinander die Situation nicht richtig. Dann kommt ein Elfmeter, wo du als Trainer denkst: Wie geht das? Leider war es so!“ Der Hansa-Coach attestierte beiden Mannschaften eine „richtig gute Leistung. Für uns war heute mehr drin, aber auch Respekt vor 1860 München. Sie waren in dieser Saison der beste Gegner, gegen den wir gespielt haben.“
„Wir haben uns den Punkt verdient“, lautete das Fazit von Torhüter Marco Hiller, merkte aber an: „Wir hätten es uns leichter machen können, wenn wir vor der Pause noch ein, zwei Tore mehr schießen. Den Beginn der 2. Halbzeit haben wir dann komplett verschlafen. Am Ende war der Punkt in Ordnung.“ Mit seiner persönlichen Leistung zeigte sich der 21-Jährige, der erst wieder durch die Verletzung von Hendrik Bonmann in die Startelf rückte, zufrieden. „Es macht Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen. Ärgerlich sind aber die beiden Gegentore. Zu Null wäre natürlich schön gewesen oder wenigstens nur einen Treffer, damit es am Ende reicht.“ Hiller gab offen zu, dass er sich beim Ausgleichstreffer verschätzt hatte. „Ich habe nicht gedacht, dass er da noch mit dem Fuß dran kommt.“ Der Löwen-Keeper sprach von gemischten Gefühlen, mit denen das Team die Rückreise nach München antreten wird. „Einerseits sind wir angepisst, dass es nur ein Punkt ist. Andererseits auch froh, dass wir nicht mit leeren Händen dastehen.“ Der Tabelle schenkt der Gröbenzeller derzeit wenig Beachtung: „Das ist erst am Saisonende richtig interessant. Momentan schauen wir von Spiel zu Spiel, versuchen, jedes Wochenende drei Punkte zu holen.“ Dabei sieht er das Team auf einem guten Weg. „In den letzten vier, fünf Spielen haben wir – mit Ausnahme vielleicht der zweiten Hälfte heute – richtig guten Fußball gezeigt. Wenn wir so weitermachen, dann ist noch einiges möglich“, so der Keeper.