Die Schlüsselszene spielte sich in der 13. Minute ab. Ärgernis bot diese für beide Trainer. Während Jenas Coach der Überzahlchance nachtrauerte, konnte Daniel Bierofka nicht verstehen, wie sein Team zu Hause so offen einen Konter zulässt. In der Analyse waren sich aber Beide einig, sprachen von einem Verdienten Sieg für Sechzig.
Löwen-Cheftrainer Daniel Bierofka freute sich verständlicherweise über den Sieg, monierte aber die Szene in der 13. Minute. „Nach einem eigenen Standard darfst du zu Hause nie in eine solche Situation kommen, dass du in Unterzahl verteidigen musst.“ Grundsätzlich sah der 40-Jährige aber vor der Pause ein gutes Spiel seiner Mannschaft „mit viel Tempo, gut über Außen gespielt und gefährliche Bälle in den Sechzehner gebracht. Durch zwei Standards haben wir die Tore erzielt. Aber wir hätten auch aus dem Spiel heraus treffen können“, so Bierofka, der vor allem den Pfostenschuss von Tim Rieder erwähnte. Gar nicht gepasst hatte dem Trainer die 2. Halbzeit. „Da sind wir zu passiv geworden, haben nur noch verwaltet, den Gegner zum 2:1 eingeladen. Dadurch wurde es wieder brenzlig“, ärgerte sich Bierofka. „Gottseidank haben wir noch das 3:1 gemacht!“ Im zweiten Durchgang hätte sein Team zu wenig gegen den Ball investiert. „Das müssen in Duisburg besser machen. Aber mit der 1. Halbzeit bin ich sehr zufrieden.“ Besonders freute es den Löwen-Trainer, dass sein Kapitän Felix Weber doppelt getroffen hatte. „Mit Felix arbeite ich schon sechs Jahre zusammen. Auf ihn kann ich mich immer verlassen“, lobte er den Ohlstädter. „Seit der U13 ist er ein Löwe, hier fest verankert.“ Weniger überrascht war Bierofka vom souveränen Auftritt von Tim Rieder. „Mit ihm haben wir einen Glücksgriff gemacht. Man hat heute gesehen, was ihn auszeichnet: Seine Ruhe am Ball und Abgeklärtheit in der Spieleröffnung. Ich überlege mir sogar, ob ich ihn vielleicht sogar mal auf der Doppel-Sechs spielen lasse.“
SPIELBERICHT Löwen legen nach: 3:1-Sieg über Jena – Doppeltorschütze Weber.
Für Jenas Trainer Lukas Kwasniok war es nicht leicht, nach der Niederlage Rede und Antwort zu stehen. Denn es war bereits die siebte im achten Spiel. „Das macht die Sache nicht gerade leichter“, so der 38-Jährige. „Sechzig war in den entscheidenden Situationen in der 1. Halbzeit einfach reifer. Sie haben zur richtigen Zeit die Wirkungstreffer gesetzt. Das haben wir verpasst. Vor allem vor dem 0:1, als wir mit Drei-gegen-Zwei aufs Tor gelaufen sind. Vor allem auswärts musst du das machen. Dann läuft das Spiel komplett anders“, trauerte Kwasniok der Chance in der 13. Minute nach. Er monierte die beiden Gegentore vor der Pause. „Die hohen Bälle verteidigen wir nicht gut.“ Er habe eine „sehr laute Ansprache“ in der Halbzeitpause gehalten. „Danach hat die Mannschaft eine Reaktion gezeigt. Nach dem 2:1 hatte ich nicht das Gefühl, dass für Sechzig noch ein Tor fallen kann. Es ist dann gefallen, weil wir in der Situation schlecht verteidigt haben. Unterm Strich haben wir verdient verloren. In der 1. Halbzeit war es nicht so, wie ich es mir vorstelle. Die 2. Halbzeit war in Ordnung. Wir müssen weiter hart arbeiten, dürfen den Glauben an uns nicht verlieren.“
Premiere war der Doppelpack für Innenverteidiger Felix Weber nicht. „Das ist mir schon vor zwei Jahren in der Regionalliga gelungen“, erzählte der 24-Jährige. Er hätte dabei nur seinen Job gemacht, gab der Oberbayer bescheiden zu Protokoll. „Bei Standards bin ich immer vorne. Meine Aufgabe ist es, den Körper hinzuhalten“, was er zwei Mal perfekt tat. Trotzdem sei die 1. Halbzeit für ihn nicht perfekt gewesen. „Ich habe auch zwei, drei Fehlpässe gehabt, die nicht passieren dürfen“, übte er Selbstkritik. Vor der Pause habe die Mannschaft „gut rübergebracht“, was der Trainer von ihr sehen wollte. „In den ersten zehn Minuten der 2. Halbzeit waren wir nicht so gut drin“, kritisierte Weber. Als es wieder besser lief, fiel das Anschlusstor. „Aber zum Glück hat Effe mit dem 3:1 alles klar gemacht.“ Trotz den sechs Punkten aus den letzten beiden Spielen findet Weber: „Wir müssen auf dem Boden bleiben. Das waren jetzt zwei Siege, aber wir spielen noch längst nicht so, wie wir uns das vorstellen!“
„Wir waren in der 1. Halbzeit komplett überlegen, haben Jena an die Wand gespielt“, fand Debütant Tim Rieder. „Aber wir machen zwei Tore zu wenig“, monierte der Leihspieler vom FC Augsburg. „In der 2. Halbzeit haben wir etwas nachgelassen, aber unterm Strich war der Sieg verdient.“ Vom ersten Tag an habe sich der 26-Jährige bei den Löwen wohlgefühlt. „Ich kannte schon zuvor die halbe Mannschaft, kenne die Stadt und bin hier aufgewachsen.“ Trotzdem sei gerade der erste Auftritt im 1860-Trikot im Grünwalder Stadion ein besonderes Erlebnis gewesen. „ich hatte schon mit den Augsburger Amateuren hier gespielt, aber noch nicht vor so einer Kulisse. Beim Einlaufen habe ich bereits Gänsehaut bekommen. Es war noch schöner, als ich erwartet habe“, so der gebürtige Dachauer. „Wenn wir so eine Dominanz wie in der 1. Halbzeit ausstrahlen, wird es für jeden Gegner schwer“, lautete Rieders sportliche Einschätzung. Ansonsten will er nur von Spiel zu Spiel schauen und „Gas geben“.