SECHZIGMÜNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 2006/2007.

Für die Löwen war die Saison 2006/2007 ein Übergangsjahr, in dem viele Talente erstmals Profiluft schnupperten. 

Im Gegensatz zu den Jahren zuvor gingen die Löwen mit bescheidenen Zielen in die Spielzeit 2006/2007. Eine Saison der „Stabilisierung“ wurde ausgerufen, in der die vielen Talente aus dem eigenen Nachwuchs sich entwickeln sollten. Doch Anfang März war Schluss für Trainer Walter Schachner. Ihm folgte der Coach der Reserve und frühere 1860-Kapitän Marco Kurz nach. Platz acht in der Abschlusstabelle war in Ordnung.

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Der Aderlass war groß, den der TSV 1860 im Sommer 2006 zu verkraften hatte. Alle Spieler, deren Verträge ausliefen, konnten gehen. Für zwei Spieler kassierten die Löwen aufgrund von Ausstiegsklauseln sogar noch erfreuliche Ablösesummen: Alemannia Aachen zahlte für Matthias Lehmann 900.000 Euro und Red Bull Salzburg für Torhüter Timo Ochs 600.000 Euro. Dazu kehrte Mittelfeldspieler Steffen Hofmann zum österreichischen Rekordmeister Rapid Wien zurück. Über die Wechselmodalitäten vereinbarten beide Klubs Stillschweigen. Doch die Löwen hatten einen Spitzenverdiener weniger auf der Gehaltsliste.

Bei den Neuzugängen hielt man sich bescheiden zurück: Lediglich Abwehrmann Gregg Berhalter, die Mittelfeldspieler Danny Schwarz und Markus Thorandt sowie Stürmer Antonio Di Salvo (alle natürlich ablösefrei) wurden verpflichtet. Dazu nahm Walter Schachner noch den georgischen Nationalspieler Mate Ghvinianidze, der von Georgiens Nationaltrainer Klaus Toppmöller empfohlen worden und eigentlich für die Regionalliga­Mannschaft vorgesehen war, in den Profikader auf. Dazu trainierten mit Frank Wiblishauser, Denis Berger, Ivan Dudic, Ex-Nationalspieler Christian Rahn und Philip Edeipo gleich fünf Spieler zur Probe, von denen kein einziger Verpflichtet wurde.

Dazu kamen jede Menge junger Spieler aus den eigenen Reihen: Alexander Eberlein, Fabian Johnson, Philipp Pentke, Christoph Burkhard, Christian Träsch (alle eigene Reserve) und Sven sowie Lars Bender, der anfangs noch verletzt war. Die Beiden waren nur wenige Wochen zuvor mit der U17 der Junglöwen Deutscher Meister durch ein 2:0 im Finale über Borussia Dortmund geworden. Die Tore erzielten Manuel Schäffler und Timo Gebhart, zwei weitere Talente aus diesem Team. Der Plan von Manager Stefan Reuter und Geschäftsführer Stefan Ziffzer war es, zukünftig um diese Perspektivspieler eine Mannschaft zu bauen, die den Aufstieg in die Bundesliga bewerkstelligen kann. Die beiden Benders wurden im Sommer zudem mit der „Fritz-Walter-Medaille 2006“ ausgezeichnet. Gold im Jahrgang 1989 (U17) ging an Lars, sein Zwillingsbruder Sven erhielt die Medaille in Bronze. Dazu erhielt Alexander Eberlein, ein weiteres Talent von den Junglöwen, Silber im Jahrgang 1988 (U18).

Im Sommer hatte man zudem den Ausrüster gewechselt. Von Nike ging’s zu Kappa. Auch der Hauptsponsor war neu. Erst im Jahr zuvor war Festina auf die Brust gekommen, doch eine Klausel im Vertrag machte den Umstieg möglich, da der neue Hauptsponsor, der Online-Wettanbieter betandwin.de wesentlich mehr zahlte als der Uhrenhersteller.

Fünf Tage vor dem Saisonstart in der Zweiten Liga kam es zum Testspiel gegen die Bayern. Im 202. Derby deklassierten die Löwen den FC Bayern mit 3:0. Antonio Di Salvo hatte 1860 vor der Pause in Führung gebracht, der eingewechselte Nicky Adler erhöhte in Halbzeit zwei mit einem Doppelpack. Manager Reuter war danach bemüht, auf die Euphoriebremse zu treten: „Wir haben unseren Fans ein schönes Spiel gezeigt, ihnen Freude bereitet. Aber einige Bayern-Spieler sind erst seit einer Woche im Training.“

Trotz des Derby-Erfolgs war vom Aufstieg als Ziel in dieser Saison keine Rede. Es sollte ein Jahr der „Stabilisierung“ werden. Ein Wort, das alle Verantwortlichen gern gebrauchten. Und die Saison ließ sich auch gut an. Keins der ersten sechs Saisonspiele ging verloren, drei Siege und drei Unentschieden waren eine sehr ansehnliche Ausbeute. Zusammen mit dem 1. FC Köln standen die Sechzger auf Platz drei. Dann aber hauten die Löwen ihren ersten „Hund“ rein. Ausgerechnet bei der so schwach gestarteten Braunschweiger Eintracht, die am Saisonende als Stockletzter absteigen sollte, verloren sie mit 0:2. Danach folgten noch zwei Niederlagen, unter anderem der bodenlose Auftritt beim Aufsteiger in Augsburg (0:3), was besonders bitter war. Dazu gab es viel Aufregung, weil einige Löwen-Fans im Rosenaustadion randalierten.

Die waren dann restlos bedient, als es am 3. Dezember die Blamage schlechthin setzte. Ein 1:5 in Unterhaching! Die Münchner Vorstädter spielten alles andere als eine gute Saison, sollten am Ende der Spielzeit absteigen. Walter Schachner war ratlos. Wie so oft. Wenigstens beendeten die Löwen das Jahr etwas versöhnlich mit einem 4:0 gegen Aue, aber im neuen Jahr die alte Leier. Eine 0:3-Heimniederlage gegen Greuther Fürth zum Rückrundenauftakt, ein 1:2 in Offenbach - Fehlstart nennt man sowas. Auch Neuzugang Josh Wolff, amerikanischer Nationalspieler, konnte daran nichts ändern. Fabian Lamotte hatte während der Winterpause die Löwen Richtung Österreich verlassen, schloss sich Sturm Graz an.

Und dann kam der Abend von Jena. Der 23. Februar. Nach elf Minuten schon lagen die Sechziger mit 0:3 zurück, verloren am Ende 1:3. Ein bodenloser Auftritt. „In der Mannschaft fehlt jegliches Feuer“, schimpfte Aufsichtsrat und Meisterlöwe Fredi Heiß. Und die Führung reagierte. Die beiden Geschäftsführer Stefan Reuter (war mittlerweile befördert worden) und Stefan Ziffzer ordneten ab sofort den Acht-Stunden-Tag an, das hieß, dass sich die Profis von morgens bis zum späten Nachmittag auf dem Trainingsgelände aufhalten musste. Am Wenigsten schmeckte das dem Trainer, der gerne mit seiner Frau Conny zum Shoppen ging. „Ich würde auch lieber auf der Maximilianstraße die Schaufenster ansehen“, ließ „Schoko“ Schachner wissen. Irgendwie verspürte der österreichische Held von Cordoba danach keine Lust mehr auf die Löwen.

Am 9. März, wenige Tage vor dem Auswärtsspiel in Kaiserslautern, einigte sich die Geschäftsführung mit Schachner, dass dessen bis 2008 laufender Vertrag zum Saisonende aufgelöst wird. Sein Nachfolger stand auch schon parat: Marco Kurz, der Trainer der Regionalliga-Mannschaft, der gerade den Lehrgang zum Fußball-Lehrer absolvierte.

Doch er musste viel schneller ran, als ihm lieb war. Denn schon eine Woche später kam das Aus für Schachner. Nach der Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern (1:2) und dem unterirdischen Auftritt und der 0:3-Niederlage in der Allianz Arena vor ausverkauftem Haus gegen den FC Augsburg (Ex-Löwe Rainer Hörgl hatte als Trainer des Aufsteigers zum zweiten Mal in dieser Saison gegen die Sechzger gewonnen ) war jedem klar, dass auf der Stelle Schluss sein musste. Schachner und 1860 trennten sich sofort, Kurz übernahm.

Der ehemalige Kapitän, der von 1998 bis 2004 als Lizenzspieler für die Löwen tätig war und danach beim Regionalligisten SC Pfullendorf erste Meriten als Trainer erworben hatte, startete mit einem 2:0-Sieg in Essen und einem großartigen Auftritt seiner Löwen beim 2:0 gegen Tabellenführer und souveränen Aufsteiger Karlsruhe. Niederlagen in Paderborn und Koblenz sorgten aber dafür, dass die Sechzger ganz oben nicht mehr eingreifen konnten Sie beendeten die Saison nach einem 2:2 in Aue am letzten Spieltag auf Rang acht.


KURIOSES

betandwin.de und die Staatsanwaltschaft
Heute ist das kaum noch vorstellbar, zumal bwin mittlerweile Sponsor der 3. Liga ist. 2006 war das etwas anderes. Das Wettmonopol lag beim Staat, der es mit Zähnen und Klauen verteidigte. Dr. Stefan Ziffzer hatte seine Beziehungen spielen lassen und den neuen Sponsor an Land gezogen, der sich das Engagement einiges kosten ließ. Damit ging der promovierte Volkswirt aber auf Konfrontationskurs zur Staatsanwaltschaft und zum Bayerischen Innenministerium. Es wurden Konsequenzen angedroht, sollten die Löwen tatsächlich den Schriftzug „betandwin.de“ auf die Trikotbrust nehmen. Mehrfach hatte sogar das Innenministerium mit Nachdruck auf ein Urteil des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs hingewiesen, wonach derartige Werbung illegal sei. Ziffzer ließ sich dadurch nicht beirren, verdeutlichte eine andere Rechtsauffassung des Vereins und verwies auf EU-Recht. Selbst die Stadt München hatte sich eingeschaltet und eine entsprechende Unterlassungsverfügung erlassen. Beim Verkaufsstart des neuen Trikots war die Staatsanwaltschaft München mit zwei Vertretern und begleitet von zwei Kripo-Beamten sowie einem Kamerateam zur Beobachtung an der Grünwalder Straße 114 erschienen. Auf der Brust prangte da aber nicht „betandwin.de“, sondern „bwin.de“, angeblich ein neues Entertainment Portal des Unternehmens. Doch auch das wurde den Löwen untersagt. Letztlich liefen die Sechzger beim Saison-Auftakt in Fürth in Trikots mit dem Schriftzug „we win!“ auf. Dabei blieb es bis zum Ende der Spielzeit.

Geplatzte Delegiertenversammlung
„Liebe Delegierte, wir haben ein Problem“, mit diesen Worten eröffnete Löwen-Präsident Alfred Lehner die 38. Ordentliche Delegiertenversammlung des TSV München von 1860 e.V. am 23. Oktober in der Löwen Lounge der Allianz Arena. Es war ein Montagabend, das BR Fernsehen war vor Ort, hatte eine Liveschaltung in die Sendung Blickpunkt Sport geplant. Eigentlich sollte ein neuer Aufsichtsrat gewählt werden. Schon zuvor gab es Unstimmigkeiten. Der Wahlausschuss konnte am 8. Oktober mit Christian Ude, Alfred Heiß, Otto Steiner, Josef Brauner, Prof. Curt Cress und Dr. Dirk-Reiner Martens nur sechs Kandidaten benennen, weil die drei anderen aus der Gruppierung PRO 1860 kurzfristig abgesprungen waren. Am nächsten Tag hätten die Einladungen für die Delegiertenversammlung mit den sechs Namen rausgehen müssen, um die vorgeschriebene Ladungsfrist zu wahren. Gingen sie aber nicht! Deshalb das Problem. Durch die verspätete Einladung der Delegierten war die Versammlung nicht beschlussfähig, konnte die Tagesordnung nur teilweise abhandeln. Eine Wahl war nicht möglich. „Die Unterlagen lagen fristgerecht vor, aber uns fehlten die Vorschläge des Wahlausschusses für den Aufsichtsrat. Deshalb wurden die Unterlagen zwei Tage zu spät versandt“, entschuldigte sich Lehner. Daraufhin folgte ein peinliches hin und her zwischen dem Präsidenten und Wahlausschuss-Vorsitzenden Reiner Volkmann. Der süffisante Kommentar von Dr. Stefan Ziffzer danach: „Es war nicht gerade ein Vorzeigeabend für 1860.“

Der Torjäger aus dem Englischen Garten
Er war die Entdeckung der Rückrunde: Berkant Göktan. Mit zehn Toren wurde der Stürmer am Ende sogar noch vereinsinterner Torschützenkönig. Um ein Treffer war er besser als Nemanja Vucicevic. Und all das hat „Berki“ in nur 13 Zweitligaeinsätzen geschafft. Eine fast unglaubliche Quote. Dabei war der Spieler, über den Steffan Effenberg einmal in einem Interview gesagt hat, „er war das größte Talent, das wir jemals bei Bayern gehabt haben“, im Sommer 2006 ohne Verein dagestanden, nachdem er im April seinen Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern vorzeitig aufgelöst hatte. Fußball spielen tat er dennoch: Mit ein paar Kumpels im Englischen Garten, auf einer Wiese in der Nähe des Kleinhesseloher Sees. „Das war mein Wembley“, grinste Göktan, als er Monate später für einen Fototer­min dorthin zurückkehrte. Zu diesem Zeitpunkt war der gebürtige Münchner bei den Medien wieder sehr gefragt, denn er hatte sich inzwischen wieder ins Rampenlicht zurückschossen. Nachdem er mit 17 bereits für den FC Bayern in der Champions League gespielt hatte und mit Galatasaray Istanbul türkischer Meister geworden war. Irgendwann reichte ihm das Kicker im Englischen Garten nicht mehr. Er fragte bei NLZ-Leiter Ernst Tanner nach, ob er bei der Regionalliga-Mannschaft mittrainieren könne. Der gab nach Rücksprache mit Trainer Marco Kurz sein Okay und bereits eine Woche später gab Göktan sein Debüt in der Löwen-Reserve. Dort empfahl er sich dann immer mehr für die Profi-Truppe, in der Göktan erstmals am zehnten Spiel­tag gegen Rot-Weiss Essen für sechs Minuten eingewechselt wurde. In der Rückrunde ging's dann aber steil bergauf. Sein erstes Tor gelang ihm am 24. Spieltag beim 2:0 gegen Braunschweig. Anschließend gab’s kaum ein Spiel mehr, bei dem der Deutsch-Türke nicht traf. Zum krönenden Saisonabschluss gab's noch zwei Volltreffer von ihm beim 2:2 in Aue. Da war es schon wieder ein paar Wochen her, dass er seinen Vertrag beim TSV 1860 verlängert hatte. Großes Aufatmen bei allen Löwen­Fans, denn inzwischen waren auch wieder viele andere Klubs auf ihn aufmerksam geworden - auf Göktan, der ein Jahr zuvor knoch im Englischen Garten kickte.

Löwen trauern um Meistertrainer Max Merkel
Die Löwen trugen Trauer. Am 28. November 2006 verstarb in Putzbrunn Max Merkel, der erfolgreichste Trainer, der je für den TSV 1860 gearbeitet hat. Neun Tage vor seinem 88. Geburtstag. Der Österreicher hatte von Juli 1961 bis Dezember 1966 die Sechziger betreut und sie in dieser Zeit zu vielen großen Erfolgen geführt: Qualifikation für die neugegründete Bundesliga, Deutscher Pokalsieger, Europacup-Finalist und schließlich Deutscher Meister. In der Saison 1974/1975 war er nochmal für ein Dreivierteljahr an die Grünwalder Straße als Trainer zurückgekehrt. In den letzten 25 Jahren seines Lebens war Merkel vor allem als Zeitungskolumnist tätig, kommentierte das Fußballgeschehen mit dem ihm eigenen Wiener Schmäh. Merkel wurde im engsten Familienkreis beigesetzt.

Die Bender-Zwillinge, zwei echte Juwele
Im Sommer 2006 waren sie mit der B-Jugend des TSV 1860 Deutscher Meister geworden: Die Bender-Zwillinge Lars und Sven, gerade mal 17 Jahre alt. Aber schon so gut, dass sie sofort in den Profi­Kader übernommen wurden. Zwei echte Juwele hatten die Löwen in ihrem Besitz. Behutsam wurden die beiden in Brannenburg bei Rosenheim geborenen Brüder ans Profigeschäft herangeführt, die Benders sollten nicht verheizt werden. Zum Ende der Vorrunde allerdings gab‘s die ersten Einsätze für die defensiven Mittelfeldspieler in der Zweiten Liga und am 13. April 2007 die Premiere: zum allerersten Mal standen der sechs Minuten ältere Lars und Sven in einem Zweitligaspiel gemeinsam in der Startelf. Leider ging es mit 0:3 in Paderborn verloren. An ihrem 18. Geburtstag, am 27. April 2007, setzten die zwei dann ihre Unterschrift unter Lizenzspielerverträge, banden sich für zwei weitere Jahre an die Löwen. Auf diesen Termin hatten die beiden Geschäftsführer hingezittert, denn bis dahin hätten die beiden Talente jederzeit den Verein ohne Ablöse verlassen können. Anschließend gab es endlich auch ihre erste Pressekonferenz. Lars verriet, dass er Abedi Pele immer als Vorbild hatte, für Sven war‘s Peter Nowak. Verständlich diese Wahl, denn in ihrem Elternhaus sind sie „blau aufgewachsen«, wie Lars erzählte, „unser Vater hat uns schon im Alter von vier Jahren mit ins Stadion zu den Löwen genommen.“ Für ihr erstes Profigeld kaufte das Zwillingspaar übrigens ein neues Auto für die Mamma.

Ein Tiger trainiert die Löwen-Keeper
Er war schon verrückt, der Torwarttrainer, den Walter Schachner aus Österreich mitgebracht hatte. „Ich bin der Tiger“, stellte sich Peter Zajicek gleich vor. Seinen Spitznamen „Tiger von der White Hart Lane“ hatte er 1991 als aktiver Torhüter für seine hervorragenden Leistungen in zwei Europacupspielen des SV Stockerau gegen Tottenham Hotspur verpasst bekommen. Dank Zajicek verlor Stockerau beide Partien jeweils nur mit 0:1. Darauf war er stolz. Ungewöhnliche Trainingsmethoden für seine Keeper hatte der Tiger im Gepäck. So legte er einen Biertisch schräg vors Tor, schoss darauf. Die Torhüter sahen dadurch nicht, wohin der Ball nach oben absprang, mussten blitzschnell reagieren. Zum Showtraining bei der Saisoneröffnung am 6. August 2006 bei strömendem Regen war er mit einem Eimer Tennisbälle und einem Racket erschienen. Er feuerte die Filzbälle mit dem Schläger aufs Tor, Michi Hofmann, Philipp Tschauner und Philipp Pentke mussten sich danach hechten. Sehr zur Belustigung von mehreren tausend Zuschauer, die gekommen waren. Eigenwillig war Zajicek auch, was das Ausführen von Ecken, Flanken und Freistößen im Training anging. Das machte er lieber selbst. Dazu hatte er eigens den Reservetorhüter der zweiten Mannschaft, Joachim Kohlbacher geordert. Ein Landsmann des Tigers. Der musste ihm die Bälle auflegen, bekam den Zorn des Torwart-Trainers zu spüren, wenn es nicht so geschah, wie es der Meister wollte. Fragte Kohlbacher nach, ob er auch mal ran dürfe, kam die Antwort des Tigers: „Na, du bist noch net so weit!“ Dieser Ausspruch wurde im Mannschaftsumfeld zum geflügelten Wort. Der bemitleidenswerte Kohlbacher machte in drei Jahren bei den Löwen kein einziges Pflichtspiel – wohlgemerkt in der Reserve. Anschließend suchte er sich ein anderes Betätigungsfeld. Der Tiger verabschiedete sich nach der Entlassung von Schachner ebenfalls, war anschließend unter Cheftrainer Peter Pacult Torwart-Trainer beim SK Rapid Wien, feierte mit den Hütteldorfer 2008 die österreichische Meisterschaft. Im Sommer 2009 wurde Zajicek in den Rapid-Nachwuchs versetzt. Sein Nachfolger bei den Profis wurde Manfred Kohlbacher, der Vater von Ex-Löwe Joachim.

Novum: Geteilte Präsidenten-Zeit
Es war ein langer und harter Wahlkampf, aber am 14. März 2007 hatte der TSV 1860 dann endlich sein neues Präsidium. Alfred Lehner hatte von Anfang an klar gemacht, dass er nur die Amtszeit seines Vorgängers Karl Auer zu Ende bringt und für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung steht. Geschäftsführer Stefan Ziffzer wollte den ehemaligen Trainer Karsten Wettberg als neuen Löwen-Boss verhindern, der aufgrund seiner Popularität lange als Favorit galt. Seiner Meinung nach war der „König von Giesing“, der sich einst in Unterhosen vom BR Fernsehen interviewen ließ, für dieses Amt nicht geeignet. Er hätte viel lieber jemanden weltmännischen aus der Wirtschaft gesehen, der mit seinen Verbindungen neue Sponsoren für den Klub akquiriert. Letztlich konnte er Wettberg als ersten Mann verhindern, bekam dafür aber Dr. Albrecht von Linde als neuen Präsidenten sowie Wettberg und Otto Steiner als Vizepräsidenten. Das Trio wurde vom Aufsichtsrat einstimmig für drei Jahre gewählt, wobei als Novum beschlossen wurde, dass Steiner nach eineinhalb Jahren von Linde als Präsident ablöst und dieser dann Vizepräsident wird. Aber einmal mehr sollte es beim den Löwen ganz anders kommen, als geplant….

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