SECHZIGMÜNCHEN.
 

Blick zurück Saison 2008/2009.

Mit nur drei externen Neuzugängen, darunter aber Rückkehrer Benny Lauth, starteten die Löwen in die Saison 2008/2009 

Die Saison 2008/2009 hätte so schön werden können. Mit Benny Lauth kehrte ein Hoffnungsträger zurück, die U19 des DFB wurde mit vier Junglöwen in der Startelf Europameister und Berkant Göktan verlängerte vorzeitig seinen Vertrag um zwei Jahre. Es kam aber einmal mehr anders als gedacht. Bei drei Trainern sprang am Ende Platz zwölf heraus – die schlechteste Platzierung seit dem Zweitliga-Abstieg 2004.

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Nach dem Finale furioso in der Vorsaison mit der Entlassung von Geschäftsführer Dr. Stefan Ziffzer und dem Rücktritt von Präsident Albrecht von Linde hoffte man, dass das Boot TSV 1860 wieder in ruhigeren Gewässer schipperte. Ein frommer Wunsch, wie sich bald herausstellen sollte. Stefan Reuter war nun alleiniger Geschäftsführer. Überraschend, weil ausgerechnet Ziffzers Wutrede als Verteidigung des in der Kritik stehenden Kollegen begonnen hatte.

Hauptsponsor Trenkwalder hatte sein Engagement erhöht mit Verweis auf mehr Vertrauen in die neue Führung. „Wir sind langfristig orientiert, wollen gemeinsam in die Erste Liga aufsteigen“, sagte Hermann Mairhofer, Geschäftsführer von Trenkwalder Deutschland. Der neue Präsident Rainer Beeck, der nach eigener Aussage „jede Woche eine gute Nachricht vom TSV 1860 München“ verkünden wollte, deutete an, dass es sich dabei um einen sechsstelligen Betrag handle. Außerdem hatte man den Ausrüster gewechselt. Erima, ein deutsches Unternehmen war der Partner, nachdem es mit Kappa immer wieder Qualitätsprobleme gegeben hatte.

In der letzten Juni-Woche konnten die Löwen gleich mit drei guten Nachrichten aufwarten. Zuerst wurde die Verpflichtung des ehemaligen französische Juniorennationalspieler Mathieu Beda vom 1.FC Kaiserslautern publik, um die Defensive zu verstärken. Dazu kam Markus Krauss, ein Torhütertalent aus Reutlingen, nachdem in der Vorsaison nach Verletzungen von Michi Hofmann und Philipp Tschauner sogar Torwart-Trainer Jürgen Wittmann wieder lizensiert worden war.

Aber der Neuzugang, der die Sechzger-Fans am meisten elektrisierte, war der von Benjamin Lauth. ER kehrte als Hoffnungsträger zurück, obwohl er nach seiner Zeit bei den Löwen nie mehr an sein Leistungsvermögen anknüpfen konnte. Immerhin war er zusammen mit Daniel Bierofka 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden. „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt: Sein Wechsel zurück wäre eine Sensation“, erzählte Reuter. Benny selbst erklärte, dass es für ihn auch andere Optionen gegeben hätte, doch die Rückkehr zu den Löwen sei eine „Herzensangelegenheit“ gewesen. „Ich wechsle nicht in die Zweite Liga, sondern zu Sechzig“, stellt er klar.

Zudem verlängert Berkant Göktan vorzeitig um zwei Jahre. Der Offensivspieler hatte in 37 Zweitliga-Spielen für Sechzig 20 Tore erzielt – eine Quote, die bis dahin nur Rudi Völler übertroffen hatte. Die Aussicht auf ein Angriff mit dem früheren Löwen-Duo Lauth und Markus Schroth, dazu Göktan und Antonio Di Salvo ließ die 1860-Fans träumen. Das, so waren sich viele einig, sei eine erstligareife Offensive. Leider sollte es zu einer solchen Formation nie kommen.

Mit dem Trio der Neuen waren die externen Transferaktivitäten aber bereits abgeschlossen. Trotzdem war man guter Hoffnung, schließlich bot der eigene Nachwuchs ein schier unerschöpfliches Reservoir an Perspektivspielern. Das zeigte sich bei der U19-Europameisterschaft. Mit den vier Löwen-Spielern Lars und Sven Bender, Timo Gebhart und Florian Jungwirth in der Startelf – dazu kam mit Savio Nserko ein weiterer bis zur U15 ausgebildeter Junglöwen-Spieler – gewann das Team von Horst Hrubesch das Finale gegen Italien mit 3:1, obwohl man aber der 36. Minute einen Mann weniger auf dem Platz hatte. Ausgerechnet Kapitän Jungwirth sah Gelb-Rot. Lars Bender erzielte in der 24. Minute das 1:0, Timo Gebhart bereitete das 2:0 durch Richard Sukuta-Pasu vor (61.) und traf nach dem Anschlusstreffer von Raggio Garibaldi (78.) zwei Minuten später per Kopf zum 3:1-Endstand.

Natürlich fehlte das Quartett Trainer Marco Kurz in der Vorbereitung, die etwas schleppend verlief. Im Test-Derby gegen die SpVgg Unterhaching gab es eine 2:4-Niederlage. Aber zu dem Zeitpunkt beherrschte ein anderes Thema die Gazetten. Kaum hatte Göktan den neuen Vertrag unterschrieben, fiel er auch schon aus. Bei einem Tritt in eine Glasscherbe zog er sich eine Infektion an der rechten Fußsohle zu, musste mit dem Training aussetzen. Bei der Generalprobe vor dem Saisonstart in der Allianz Arena gegen Galatasaray Istanbul (0:0) stand Berki zwar wieder auf dem Platz, spielte sogar 90 Minuten, fiel danach aber erneut aus. Zunächst war von einer Bronchitis die Rede, anschließend von einem Erschöpfungssyndrom durch ein verschlepptes Virus. Auf jeden Fall konnte der Torjäger nicht trainieren.

Er fehlte auch beim Saisonauftakt im Breisgau. Beim SC Freiburg gab es eine 1:2-Niederlage. Zum ersten Mal seit dem Bundesliga-Abstieg verloren die Löwen wieder ein Eröffnungsspiel. Auch der Heimauftakt ging in die Hose. Erneut setzte es ein 1:2. In beiden Partien stand von der Traumoffensive nur Benny Lauth auf dem Platz. Auch die dritte Partie bei Rot Weiss Ahlen ging mit dem Standardergebnis verloren. Bitter: Daniel Bierofka hatte kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt, in der Nachspielzeit erzielte Ahlen den Siegtreffer. Nach drei Spielen zierten die Löwen mit null Punkten das Tabellenende. Die Euphorie nach dem Lauth-Transfer war verflogen. Die Bilanz im Jahr 2008 bis dahin war desaströs: 20 Spiele, nur zwei Siege, aber elf Niederlagen. Die Kritik an Trainer Kurz nahm zu.

Aber nicht ihn, sondern Co-Trainer Günther Gorenzel stellte Geschäftsführer Reuter frei. „Es passiert immer wieder, dass man im Laufe der Zeit feststellt, dass es nicht mehr zusammenpasst“, sagte er und stellte sich gleichzeitig gemeinsam mit dem Präsidium vor Kurz: „Wir sind uns der kritischen Situation bewusst, sind aber auch davon überzeugt, dass der Trainer das Schiff auf Kurs bringt.“ Zumindest wusste danach jeder im Team, was die Stunde geschlagen hatte. Ausgerechnet der von Ex-Trainer Rudi Bommer entpuppte sich als Aufbaugegner. Im Heimspiel am 4. Spieltag landete man mit 2:0 gegen die Zebras den ersten Sieg. Acht Tage später setzten sich die Löwen auch in der 2. Runde des DFB-Pals gegen Duisburg durch, wenngleich erst im Elfmeterschießen. Dazwischen lag die 0:1-Niederlage auf St. Pauli. Es folgte ein 1:1 zu Hause gegen den FC Ingolstadt.

Sportlich gelang den Löwen danach der Befreiungsschlag mit vier Siegen in Folge, beim FSV Frankfurt (3:0), zu Hause gegen Greuther Fürth (3:1), beim VfL Osnabrück (2:0) und gegen die TuS Koblenz (1:0). Mit dieser Serie rückten sie auf Rang sechs vor, nur zwei Punkte Rückstand auf Platz drei. Doch gesteigerten Optimismus entfachte dies nicht, zumal der TSV 1860 einige Hiobsbotschaften zu verkraften hatte. Mit Danny Schwarz (Meniskus-OP), Daniel Bierofka (Bandscheiben-OP) und Lars Bender (Syndesmosebandriss) mussten gleich drei 1860-Profis unters Messer, aber viel härter traf die Sechzger-Fans die fristlose Kündigung ihres Lieblings Berkant Göktan.

Schon länger hatte der Verein den Verdacht, dass mit dem Stürmer etwas nicht stimme. Also hatte man die Analyse einer Urinprobe angeordnet. Dabei wurde Göktan Kokainmissbrauch nachgewiesen. Daraufhin wurde dem 27-Jährigen angeboten, ihm bei seinen Problemen zu helfen und den Vertrag ruhen zu lassen. Doch das lehnte er ab. Eine außerordentliche und fristlose Kündigung war deshalb unablässig. „Wir sind nun zu einer solchen Maßnahme gezwungen, so traurig das ist. Es geht jetzt nicht mehr um den Spieler, sondern um den Menschen“, erklärte Reuter, der ihm wünschte, „dass er sein Leben wieder in den Griff bekommt“.

Dem „goldenen Oktober“ mit den vier Siegen folgte ein trüber November. War das 0:0 auf dem Betzenberg gegen die Roten Teufel noch in Ordnung, verspielte man anschließend mit den beiden 0:1-Heimniderlagen gegen Oberhausen und Augsburg die gute Ausgangsposition. Es folgte ein 1:0-Sieg in Rostock und ein bitteres 3:3 zu Hause gegen Wiesbaden. Bitter deshalb, weil man bereits 3:0 nach einer Stunde führte. Dem Trainer fehlten die Worte. „Was soll ich sagen? Die Spielweise bis zum 3:0 ist aufgegangen. Danach hat meine Mannschaft nichts mehr getan, war überheblich und pomadig und ist dafür bestraft worden. Das 3:3 fühlt sich wie eine hohe Niederlage an. So etwas darf einfach nicht passieren, das ist ein Lernprozess für meine Mannschaft.“

Viel gelernt hatte sie nicht. In den beiden Spielen vor der Winterpause gab’s noch ein Punkt. Nach dem 0:2 in Aachen trennten sich die Löwen vom 1. FC Nürnberg vor 57.200 Zuschauern 1:1. Damit überwinterten die Sechzger auf Platz elf mit 22 Punkten, jeweils acht Zähler Abstand zu Rang drei und dem ersten Abstiegsplatz. „Ich verspreche Ihnen: 2009 starten wir durch“, versprühte Präsident Rainer Beeck trotz des Unentschiedens auf der anschließenden Weihnachtsfeier im Ballsaal des Marriott Hotels München Aufbruchsstimmung.

Personell tat sich zum Jahresende noch einiges: Alexander Eberlein, der die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte, wechselte zum SV Sandhausen und Timo Gebhart „nach Abwägung aller sportlichen und wirtschaftlichen Aspekte“, so Reuter, zum VfB Stuttgart. Schon zum Ende der Hinrunde hatte sich angedeutet, dass der TSV 1860 die Saison wohl mit einem dicken Minus von 3 Millionen Euro abschließen würde. Etwa diese Summe dürfte der Gebhart-Transfer eingebracht haben. Auch Mustafa Kucukovic verließ den Klub. Er hatte ohnehin keine Rolle mehr gespielt. Im Gegenzug kehrten Stefan Aigner, der als A-Jugendlicher die Löwen Richtung Burghausen verlassen hatte, von Arminia Bielefeld zurück. Sascha Rösler, ebenfalls ein Ex-Löwe, kam aus Gladbach und Marvin Pourie, der zuletzt im Nachwuchs vom Liverpool FC gespielt hatte, wurde von Schalke 04 ausgeliehen. Drei Offensivspieler also, die Benny Lauth unterstützen sollten.

Vor Rückrundenbeginn ereilte den TSV 1860 das Aus im DFB-Pokal. Mit 1:3 unterlag man im Achtelfinale beim Hamburger SV. Auch der Liga-Start ging in die Hose. Freiburg siegte in München mit 2:0. Der Paukenschlag folgte am nächsten Tag. Mit Miroslav „Miki“ Stevic wurde ein Sportdirektor für den Bereich präsentiert, für den Reuter verantwortlich war. Ein nicht ganz sauberer Schachzug. Denn, das mussten die Verantwortlichen wissen, Stevic und Reuter waren Nachbarn in Grünwald, beide aber spinnefeind. Dem Geschäftsführer bot man an, weiter seinen Job auszuüben und sich mehr um den kaufmännischen Bereich und die Sponsoren-Akquise zu kümmern, Stevic sollte im sportlichen Bereich das Sagen haben. Die logische Folge: Reuter ging von sich aus, die Löwen hatten sich die Abfindung gespart. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

War es so geplant, war es geschickt eingefädelt. Als dann noch der Berliner Immobilienkaufmann und Spielerberater Nicolai Schwarzer auf der Bildfläche auftauchte, den Stevic angeblich vorher nicht gekannt hatte, wurde es sakurril. Schwarzer war schon bei Union Berlin gescheitert, dort Spieler zu platzieren. Nun also 1860. Reuter hätte zu so einer Verbindung nie sein Okay gegeben. Nun aber war der Weg frei (wenngleich es noch „erhebliche Bedenken“ durch die DFL gab), Schwarzer stieg beim TSV 1860 ein und Stevic, der zuvor als Spielerberater unter anderem Marco Marin beraten hatte, machte sich an die Arbeit. Vor Transferende lieh er noch von Borussia Dortmund lieh den Rechtsverteidiger Antonio Rukavina aus und vom AC Florenz Linksverteidiger Nikola Gulan, beides Landsleute von Stevic.

Auch die Trainer-Debatte flammte neu auf. Kurz wusste bereits, dass er vor seiner Ablösung stand. In der Branche sickerte durch, dass Stevic mit Ewald Lienen verhandelte. Dieser wollte aber erst im Sommer kommen. So durfte der frühere Löwen-Kapitän weitermachen. Es folgte ein 2:2 in Mainz nach 0:2-Rückstand.

Der bisherige Prokurist Dr. Markus Kern wurde zum Geschäftsführer befördert, eine Woche später kam mit Manfred Stoffers ein weiterer hinzu. Er war zuvor in dieser Funktion beim ehemaligen 1860-Hauptsponsor Festina tätig. Zwar wurde der Vertrag mit Schwarzer nach vielen kritischen Stimmen aus dem Aufsichtsrat, besonders durch Oberbürgermeister Christian Ude, offiziell auf Eis gelegt, doch Schwarzer mischte im Hintergrund nach wie vor mit.

Im nächsten Heimspiel gegen Ahlen gelang den Löwen ein 2:1-Erfolg. Interessant: In diesem Spiel erzielte Offensiv-Verteidiger Rukavina ein Tor. Es sollte in 119 Zweitligaspielen sein einziges bleiben. Dazu kamen nochmals zwölf Vorlagen – für einen serbischen Nationalspieler in Liga zwei sicher kein besonderer Wert, zumal er auch defensiv keine außergewöhnlichen Leistungen zeigte.

Nach dem ersten Sieg 2009 folgte postwendend beim 1:4 in Duisburg die höchste Saisonniederlage. Nun war doch für Kurz Schluss, der bis Sommer den Platzhalter für Lienen spielen sollte. Diese Rolle fiel nun dem bisherigen Co-Trainer Uwe Wolf zu. Der Pfälzer legte einen gelungenen Start mit einem 5:1 im Heimspiel gegen St. Pauli hin und einem 3:2-Erfolg beim FC Ingolstadt. Dabei geriet Wolf mit FCI-Coach Thorsten Fink kurz vor der Pause aneinander. Beide wurden danach vom Schiedsrichter Thorsten Kinnhöfer auf die Tribüne geschickt.

Im Wissen, dass auch Wolf nur Trainer auf Zeit ist, sprach er davon, alle Spiele bis zum Saisonende gewinnen zu wollen. Das gelang ihm natürlich nicht. Im Gegenteil: Der zweite Sieg sollte der letzte sein. Es folgte ein 1:1 zu Hause gegen den FSV Frankfurt, eine 0:1-Niederlage in Fürth ein 1:1 gegen Osnabrück, ein 2:3 in Koblenz, ein 1:1 gegen Kaiserslautern, ein 1:1 in Oberhausen, ein 0:3 in Augsburg, ein 3:3 gegen Rostock und ein 0:0 in Wiesbaden. Es war das letzte Spiel von Wolf. Zwar hatte er von elf Spielen nur drei verloren bei zwei Siegen, aber die sechs Unentschieden trübten die Bilanz.

Die Löwen waren noch nicht gerettet, als Ewald Lienen für die letzten beiden Spiele die Mannschaft übernahm. Ein mühsames 1:1 im Heimspiel gegen Aachen reichte zum vorzeitigen Klassenerhalt. Im letzten Saisonspiel gab es noch eine 1:2-Niederlage in Nürnberg gegen einen Club, der sich schon für die Aufstiegsspiele schonte. Am Ende sprang Platz zwölf mit 39 Punkten heraus – die schlechteste Bilanz seit dem Bundesliga-Abstieg. Von allen drei Trainern in der Saison 2008/2009 hatte Lienen mit 0,5 den schlechtesten Punkteschnitt (Kurz 1,24, Wolf 1,1).

Benny Lauth konnte mit 15 Toren in seiner ersten Saison die Erwartungen erfüllen. Markus Schroth stand auch im zweiten Vertragsjahr bei den Löwen wegen seiner Knieverletzung keine Minute auf dem Spielfeld, auch Berkant Göktan nicht und Antonio Di Salvo, in der Saison zuvor bis zu seiner Verletzung bester 1860-Torschütze, kam nur auf zwölf Partien, erzielte kein Tor. So können Fan-Träume platzen.

Personell hatte die Trennung von Reuter und die Neu-Ausrichtung unter Stevic im Nachhinein auch Auswirkungen. Neben Geschäftsführer Dr. Kern verließen Prokurist Bernd Ingerling, Chefscout Stephan Schwarz und der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Ernst Tanner, nach der Saison den Verein. Auch Wolfgang Hauner, in verschiedenen Funktionen (Fußball-Abteilungsleiter, Vizepräsident) immer ein Förderer der Junglöwen, zog sich zurück.


KURIOSES

Mexiko oder Thailand: Berkis Flucht aus München
Zur Saison 2008/2009 engagierten die Löwen mit Dr. Alfred Böswald erstmals einen Mentalcoach. Der Psychotherapeut sollte die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Spieler fördern. Böswald war fest ins Funktionsteam integriert. Als die Probleme um Berkant Göktan zunahmen, wurde Böswald beauftragt, sich besonders um den Stürmer zu kümmern. Lange bevor Berki positiv auf Kokain getestet wurde, hatte Trainer Marco Kurz bereits den Verdacht, dasser Drogen konsumiere. Böswald nahm Göktan zeitweise sogar bei sich in Weilheim auf, um ihn aus der Schusslinie des Boulevards zu nehmen. Letztlich hat alles nichts genutzt. Göktan flüchtete nach seiner Vertragsauflösung aus München. Er selbst erzählte: „Am Flughafen gab es zwei Möglichkeiten: Mexiko oder Thailand.“ Er entschied sich für Thailand. Dort traf er seine Frau und beschäftigte „sich sehr viel mit der buddhistischen Lehre“. Professionell Fußball hat er nie mehr gespielt. Im Herbst 2009 unterschrieb er zwar einen Vertrag beim thailändischen Erstligisten Muangthong United, bestritt aber bis zur endgültigen Trennung im Juli 2012 keine Partie. Danach kehrte er nach München zurück, schloss sich im März 2013 Viertligist SV Heimstetten an. Einmal lief er in der Regionalliga auf, und zwar am 27. Oktober 2013 bei der 0:5-Niederlage im Auswärtsspiel gegen den FC Bayern München II. Dort wurde er in der 83. Minute eingewechselt. Es war sein erstes Punktspiel nach über fünf Jahren, seit dem 1:1 mit den Löwen am 18.Mai 2008 in Aue. Gleichzeitig war es sein letztes. Im Februar 2014 Februar löste er seinen Vertrag in Heimstetten auf.

Ex-Vizepräsident stirbt bei Geiselnahme
Am 27. November 2008 flimmerten verstörende Bilder in die deutschen Wohnzimmer. Pakistanische Islamisten waren in das Luxushotel Taj Mahal in Bombay eingedrungen, brachten die Hotelgäste in ihre Gewalt. Unter ihnen der ehemalige Vizepräsident des TSV 1860 München, Ralph Burkei. Es war der letzte Abend seines Indien-Urlaubs, am nächsten Tag wollte er zurück nach München fliegen. Er wollte über die Fassade entkommen. Beim Fluchtversuch aus dem brennenden Hotelzimmer stürzte er ab und fiel auf ein Vordach. Dort starb er im Alter von 51 Jahren an den schweren Verletzungen, die er sich zugezogen hatte. Burkei war 25 Jahre lang Mitglied beim TSV 1860 München und wirkte fünf Jahre lang in führenden Positionen bei den Löwen. Seit Mai 2002 war er zunächst im Aufsichtsrat des e.V. aktiv, ehe er von März 2006 bis März 2007 die Funktion des Vize-Präsidenten und Schatzmeisters übernahm. Bis zu seinem Ausscheiden 2007 arbeitete er zudem im Aufsichtsrat der KGaA mit.

Ein Löwe wird über Nacht zum Star
Während sich die Spieler im Sommer 2008 noch in der wohlverdienten Pause befanden, machte ein Löwen-Mitarbeiter von sich reden. Olufemi Smith, Marketing- und Sales-Manager beim damaligen 1860-Vermarkter IMG. Als Kandidat in der TV-Sendung „Schlag den Raab“ gewann er 2,5 Millionen Euro. Über fünf Stunden mühte sich der 29-Jährige im längsten Duell gegen den Entertainer Stefan Raab und sah in der ProSieben-Show lange als der sichere Verlierer aus. Erst in der 13. Runde des Wettkampfs riss er das Ruder noch herum und gewann ausgerechnet im Elfmeterschießen. „Das entscheidende Tor kann man auch noch in der 93. Minute schießen“, sagte er in der Samstagabend-Show, die 4,85 Millionen Zuschauer verfolgten. Sein Kontrahent Raab gewann neun von 15 Spielen, die entscheidenden aber „Femi“. Dabei profitierte er von einer Verletzung Raabs. Beim Spiel „Wer weiß mehr“ bekam der Showmaster einen Wutausbruch, schlug die Glasscheibe seines Pults ein und schnitt sich in die Hand. Außerdem stauchte er sich beim Elfmeterschießen noch den Finger. Um 1.27 Uhr am Sonntagmorgen war der Triumph perfekt und der Gewinn des Jackpots eingesackt. Finanziell wollte er mit dem gewonnenen Geld bei den Löwen aber nicht einsteigen: „Ich hoffe, dass ich 1860 durch meine Arbeit als Vermarkter helfen kann, als Investor hab‘ ich keine Ambitionen.“ Smith absolvierte sieben Regionalliga-Spiele für die Reserve des FC St. Pauli. Da es für den Sohn eines nigerianischen Vaters und einer deutschen Mutter nicht für ganz oben reichte, entschied er sich für eine Karriere abseits des Spielfeldes, kickte während seiner Münchner Zeit beim Bezirksligisten TSV Grünwald. 2012 verließ er die Löwen wieder, kehrte in seine Heimatstadt Hamburg zurück.

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