Das Tor zum 2:1 für die Löwen war exemplarisch. Während 1860-Chefcoach Michael Köllner darin den unbändigen Willen seines Teams sah, das Spiel gewinnen zu wollen, monierte KFC-Trainer Stefan Krämer das Umschaltspiel in dieser „Schlüsselszene. Das musst du besser verteidigen. Die Niederlage war hausgemacht, völlig unnötig.“
Wer gewinnt, hat Recht! Gleich acht Veränderungen hatte Löwen-Trainer Michael Köllner vorgenommen. „Nach Siegen ist man immer zufrieden“, gab sich der 50-Jährige pragmatisch. „Es war sicherlich ein schwieriges Spiel, auch weil wir mit der Niederlage am Samstag gegen Würzburg umgehen mussten. Das war für uns ungewohnt“, sprach er die Serie von zuvor 16 ungeschlagenen Partien an. Dazu kam der Nachteil, dass man in den bisherigen Spielen seit dem Re-Start immer ein Tag weniger Pause als der Gegner hatte. „Von daher war es für den Außenstehenden sicher gewagt, acht neue Spieler zu bringen. Am Ende hat es sich aber ausbezahlt. Wir waren hinten raus frischer. Und vor allem im Konterspiel schneller und klarer“, beschrieb er seine Taktik. Auch der vierte 0:1-Rückstand im vierten Spiel nach dem Re-Start konnte die Mannschaft nicht aus der Bahn werfen. „Ich versuche in der Kabine, das Spiel zu analysieren und den Jungs einen Plan für die 2. Halbzeit mitzugeben. Du kannst immer noch was machen. Das hat man heute auch gesehen.“ Uerdingen hätte vor der Pause „toll aufgespielt. Wir sind viel hinterhergelaufen. Aber selbst da hatten wir schon zwei, drei Möglichkeiten, um auszugleichen.“ Letztlich dürfe man nie den Glauben an sich verlieren. „Das 1:1 war sicherlich glücklich“, so Köllner. „Aber danach hat man gemerkt, dass die Spieler in einer guten Verfassung sind – vor allem mental. Und dann kannst du so ein Spiel am Ende mit 3:1 gewinnen.“ Den zweiten Löwen-Treffer von Leon Klassen sah der Oberpfälzer exemplarisch für den Charakter seines Teams. „Wenn ein Außenverteidiger die komplette Spielfeldlänge im Sprint durchquert und dann vorm Tor noch clever ist, dann zeigt das den Willen“, lobte er 20-Jährigen. „Das freut mich für ihn, dass er seine Chance ergreift, sich ins Spiel reinbeißt und am Ende auch belohnt mit einem ganz, ganz wichtigen Tor für uns.“ Köllner freut sich, dass vor dem nächsten schweren Spiel gegen Rostock ein Tag mehr Pause ist. „Natürlich wollen wir auch das Spiel gewinnen. Eine sorgenfreie Saison war unser Ziel, als ich übernommen habe. Wir begeistern unsere Fans mit vielen Punkten und einer offensiven Spielweise. Aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Es sind noch 21 Punkte zu holen. Schau‘n mer mal, wie viele wir davon holen können.“
SPIELBERICHT Löwen zeigen Comeback-Qualität und siegen 3:1 gegen Uerdingen.
Uerdingens Trainer Stefan Krämer, der seine erste Niederlage nach seiner Rückkehr als KFC-Coach kassierte, ärgerte sich, dass sein Team am Ende mit leeren Händen dastand. „Wir hatten bis zum 1:1 alles im Griff, waren die klar bessere Mannschaft. Dann kommt das Tor aus dem Nichts nach einem abgewehrten Freistoß. Und dann lassen wir uns auskontern.“ Der zweite Löwen-Treffer trieb Krämer die Röte ins Gesicht. „Wir haben selbst durch einen Freistoß eine gute Torchance und fressen dann durch einen Konter über 80 Meter das 1:2. Das sind die Szenen, die in der engen 3. Liga über Sieg und Niederlage entscheiden. In dem Moment haben wir das Spiel verloren, weil uns danach die Durchschlagskraft gefehlt hat.“ Mit Tom Boere hatte sich sein bester Torjäger schon beim Aufwärmen verletzt. Nach 20 Minuten musste dann Osayamen Osawe verletzt vom Feld. „Wir hatten offensiv nicht mehr viel zum Nachlegen. Dann verlierst du so ein Spiel.“ Bis zum Ausgleich sei er „total zufrieden“ mit seiner Mannschaft gewesen. „Die Niederlage war hausgemacht, völlig unnötig. Heute hatten wir die Schlüsselszenen gegen uns.“
Kristian Böhnlein, der nach der Saison zum 1. FC Schweinfurt 05 wechselt, erzielte mit dem 1:1 nicht nur ein ganz wichtiges Tor für die Löwen, es war auch sein erster Treffer in der 3. Liga. Entsprechend glücklich war der Kronacher. „Das war sicher eines der schönsten und eines der bewegendsten Tore in meiner Karriere“, so der 30-Jährige. „Ich bin einfach froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte und wir den Dreier eingefahren haben.“ Böhnlein ergriff die Chance beim Schopf, als ihm das Spielgerät vor die Nase fiel: „Der Ball springt vor mir runter und ich versuche ihn, aufs zweite Eck zu hauen. Dass er so hinten reinfliegt, ist natürlich auch ein bisschen Glück. Aber das nehmen wir gerne mit. Für mich ist es eine Riesenfreude, für Sechzig ein Tor zu schießen. Aber wichtiger ist, dass ich damit der Mannschaft helfen konnte.“ Der Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten sei nach der unglücklichen Heimniederlage gegen Würzburg doppelt wichtig gewesen. „Wir haben uns viel vorgenommen, haben dann wieder unglücklich das 0:1 kassiert. In der Halbzeit haben wir uns gesagt, dass wir das Spiel drehen wollen, sind auch sehr gut rausgekommen und haben es am Ende auch geschafft.“