Das Presse Stüberl platzte aus allen Nähten. Dabei wurde mit Daniel Bierofka ein Coach vorgestellt, den jeder beim TSV 1860 München kennt. Schon sein Vater Willi war Spieler und Trainer im Verein. Auch Daniel schnürte 219 Mal für die Löwen-Profis die Fußball-Schuhe, beendete vor knapp zwei Jahren an der Grünwalder Straße seine Karriere. Über die U16 und U21 ging’s innerhalb kürzester Zeit zu den Profis.
„Ich musste keine zwei Sekunden überlegen, als ich gefragt wurde“, sagte der 37-Jährige zu dem Ansinnen von Sportchef Oliver Kreuzer, ihm für die letzten vier – vielleicht auch sechs – Saisonspiele, die Verantwortung zu übertragen. „Sicher bin ich der Letzte, der bei Sechzig Nein gesagt hätte. Für mich ist das eine Ehre und Herausforderung. Ich bin überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen.“
Bierofka kennt die Mannschaft und hat klare Vorstellungen von dem, was er will: „Wir werden an gewissen Dingen arbeiten.“ Der Ex-Nationalspieler erwartet von seinen Spielern „Löwenherz. Wir wollen nicht abwartend spielen, sondern aktiv gegen den Ball arbeiten, den Gegner zu Fehlern zwingen.“ Aggressivität und geringere Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen fordert er. „Wir müssen es schaffen, dass wir als Einheit auf und neben dem Platz auftreten, alle #gemeinsam in eine Richtung gehen. Wer ausschert, bekommt Probleme mit mir.“ Wer Bierofka kennt weiß, wie er das meint. Stimmt die Einstellung nicht, dann gibt’s Ärger. Das wissen am besten jene Spieler, die mit ihm auf dem Platz standen.
Genau das war es auch, was Kreuzer dazu bewog, den 37-Jährigen mit der Aufgabe zu betrauen. „Wir haben uns die letzten drei Tage intensiv Gedanken gemacht, was das Beste für den Verein und die Mannschaft ist.“ Nach vielen Gesprächen kristallisierte sich der Trainer der Reserve heraus. „Er ist eine absolute Identifikationsfigur, zu 100 Prozent mit dem Verein verbunden. Biero wird neues Feuer entfachen. Jetzt steht die Mannschaft in der Verantwortung.“
Der Aufstieg von Daniel Bierofka ging so schnell, dass er die erforderliche Lizenz nicht vorweisen kann, um längerfristig als Cheftrainer der Profis zu arbeiten. Nach Ende seiner aktiven Karriere begann es als Co-Trainer von Wolfgang Schellenberg bei der U16. Nach drei Monaten übernahm er das Team als Verantwortlicher. Ein Vierteljahr später rückte er als Nachfolger von Torsten Fröhling zur Regionalliga-Mannschaft auf. Diese betreute er eineinhalb Jahre, bis ihn am Montagnachmittag der Anruf von Kreuzer erreichte.
15 Werktage darf er die Mannschaft als Cheftrainer coachen. Das wäre der 11. Mai. „In der Zwischenzeit werden wir versuchen, eine Ausnahegenehmigung zu beantragen, dass er auch am 34. Spieltag und bei einer eventuellen Relegation das Team betreuen kann.“ Mit ihm zu den Profis geht sein bisheriger Co-Trainer Denis Bushuev. „Das ist normal. Denis kennt meine Abläufe, die Übungen. Ich vertraue ihm.“ Zusammen mit Kurt Kowarz, Ingo Seibert und Hans Baudisch bilden sie ein Team, wie er ausdrücklich betont.
Nun gilt es, „Überzeugung und Spaß reinzubringen. Ich glaube daran, dass wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können.“ Dabei weiß Bierofka nur zu gut, dass die Spieler auch in Zukunft Fehler machen werden. „Aber entscheidend ist, wie man damit umgeht. Wir gehen gegen Braunschweig ins Spiel, um zu gewinnen. Ohne Angst. Denn wer Angst hat, verliert.“
Benno Möhlmann beurlaubt. Daniel Bierofka übernimmt.