Es fehlten nur zwei Minuten zum Elfmeterschießen. Felix Passlack beendete die Finalträume der Junglöwen in der 89. Minute mit dem Treffer zum 2:0. Christian Pulisic hatte Dortmund bereits vor der Pause in Führung gebracht (32.), somit die 2:1-Führung aus dem Hinspiel egalisiert. Kurz vor dem Tor von Passlack vergab Julian Justvan die Chance zum Ausgleich. Trotz der Niederlage war es eine fantastische Saison der Löwen-U19.
Die Löwen-U19 musste auch im Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft verletzungsbedingt auf Torjäger Moritz Heinrich, Martin Gambos und Dominik Hepp verzichten. Dazu fehlte Florian Neuhaus wegen seiner Gelb-Roten Karte aus dem Hinspiel. Die Dortmunder begannen druckvoll, versuchten den Junglöwen sofort den Schneid abzukaufen. Doch die ersten Chancen besaßen die Sechzger. Nach einer kurz ausgeführten Ecke flankte Julian Justvan von rechts in die Mitte, BVB-Torhüter Dominik Reimann faustete vor Christoph Daferner den Ball aus der Gefahrenzone (7.). Kurz danach verfehlte Daferner mit einem Drehschuss halblinks aus zwölf Metern deutlich das Gehäuse (8.). In der 14. Minute die Riesenchance zur Führung. Justvan hatte Ugur Türk auf der rechten Seite geschickt, der zog an Mohamed El-Bouzzati vorbei nach innen, traf dann aber aus zehn Metern mit seinem Linksschuss nur das Außennetz. Auf der anderen Seite überlief auf dem rechten Flügel Christian Pulisic György Hursan, flankte dann an den zweiten Pfosten, wo Dario Scuderi vollkommen frei stand, aber die Direktabnahme aus acht Metern übers Löwen-Tor hämmerte (15.). Nach einem Einwurf machte Türk den Ball mit dem Rücken zum Tor im Strafraum fest, legte dann zurück auf Justvan, der mit seinem Linksschuss aus 14 Metern am langen Eck vorbeizielte (18.). Ein Distanzschuss von Kapitän Eric Weeger ging in der 28. Minute knapp übers BVB-Tor (28.). Im Gegenzug kam Felix Passlack an der Strafraumgrenze zum Abschluss, doch Felix Uduokhai blockte den Schuss zur Ecke (29.). In der 32. Minute dann die überraschende Führung für den BVB. Passlack flankte von der rechten Seite, in der Mitte verfehlten alle die Hereingabe, von hinten kam Pulisic, der aus acht Metern unbedrängt ins lange Eck einschieben konnte. Kurz danach hätte Scuderi sogar das 2:0 machen können. Er kam nach einer Hereingabe von Jacob Bruun Larsen halbrechts aus zehn Metern zum Schuss, doch diesmal wehrte Max Engl im Löwen-Tor ab (34.). Nach einem schönen Spielzug passte Luca Plattenhardt von links per Diagonalpass auf die rechte Seite zu Daferner, dessen Schrägschuss aus 16 Metern landete aber deutlich über der Querlatte (38.). Nach einem Flankenlauf von Kilian Jakob, bei dem er im Strafraum Larsen düpierte, setzte er die Flanke zu hoch an, so dass sie Daferner nicht erreichen konnte (42.). So ging es mit 0:1 aus Löwensicht in die Pause, Gesamtstand 2:2.
Kurz nach Wiederanpfiff kam Dennis Dressel im Zentrum aus 19 Metern frei zum Schuss, rutschte dabei aber weg, so dass der Ball weit über die Querlatte ging (46.). Plattenhardt tankte sich in der 51. Minute auf rechts durch, seine Hereingabe fand aber keinen Abnehmer. Im Gegenzug konterte Dortmund, aber Uduokhai konnte Pulisic im Strafraum stellen, drängte ihn auf die Seite ab. Die Flanke des BVB-Jungprofis fand dann keinen Adressaten (52.). Nach einer Linksflanke stand Türk vollkommen frei am ersten Pfosten, köpfte aus sechs Metern jedoch am kurzen Eck vorbei (57.). Im Anschluss an eine Ecke nahm Larsen an der Strafrumkante den halbhohen Ball per Seitfallzieher direkt. Der Aufsetzer landete aber links neben dem Tor (62.). Beide Teams mussten ab der 70. Minute dem Tempo Tribut zollen, rückten nicht mehr geschlossen nach, suchten aber trotzdem die Entscheidung. Der eingewechselte Etienne Amenyido kam in der 76. Minute auf der linken Seite bis zur Grundlinie, seine Hereingabe vom Torraum konnten die Löwen klären. Eine Minute später wurde ein Passlack-Schuss von der Strafraumkante geblockt, die Kugel sprang Pulisic vor die Füße, aber Hursan konnte mit einer Grätsche den Abschluss aus neun Metern im letzten Moment verhindern (77.). Eine Flanke von links durch den eingewechselten Jonas Arweiler kam zu Passlack am zweiten Pfosten, der hatte Mühe den Ball überhaupt aufs Tor zu bringen (86.). Im Gegenzug setzte sich Daferner auf der linken Seiter durch, brachte die Kugel in die Mitte, Justvan erreichte sie mit der Spitze, grätschte den Ball aus sieben Metern am rechten Pfosten des leeren Tores vorbei (87.). Die Entscheidung fiel wenig später auf der anderen Seite. Im Anschluss an eine Ecke kam Engl weit aus seinem Tor, den Ball zu Passlack, der halbrechts aus 14 Metern zum 2:0 ins Löwen-Tor traf (89.). Das war die Entscheidung. 1860-Coach Josef Steinberger beorderte zwar Innenverteidiger Uduokhai noch nach vorne. Doch eine Chance gab’s keine mehr. Damit scheiterten die Junglöwen hocherhobenen Hauptes nur knapp gegen den haushohen Favoriten.
STIMMEN ZUM SPIEL
Löwen-Trainer Josef Steinberger hatte sich trotz der Enttäuschung schnell wieder gefasst. „In einer solchen Situation musst du der Anker für die Spieler in der Kabine sein“, erklärte der 42-Jährige. „Uns hat das notwendige Quäntchen Glück in der Serie gefehlt“, lautete sein Fazit. Er zählte den Elfmeter gegen sein Team im Hinspiel auf, die Gelb-Rote Karte für Flo Neuhaus. „Und dann bekommst du in der 89. Minute den Knockout, hattest kurz davor durch Julian Justvan die große Chance zum 1:1.“
Trotzdem wertet er die beiden Halbfinal-Spiele als großen Erfolg. „Wir haben Werbung für die Nachwuchsarbeit beim TSV 1860 gemacht, gezeigt, dass wir zu den besten Nachwuchsleistungszentren Deutschlands gehören. Es ist nicht selbstverständlich, dass du mit Klubs wie Dortmund oder Hoffenheim auf Augenhöhe bist.“
Das Spiel sei ähnlich gelaufen wie das Hinspiel nur mit umgekehrten Vorzeichen. „Wir als Heimmannschaft hatten den Hemmschuh, waren nicht so griffig wie am Dienstag. Der BVB war extrem motiviert, besitzt zudem eine herausragende Mannschaft. Pulisic wird nicht umsonst mit einer Ablöse von 10 Millionen Euro gehandelt. Dortmund ist in Bestbesetzung angetreten, wir mussten vier Spieler ersetzen.“
Zu allem Überfluss war das Tor zum 2:0 äußerst unglücklich. Torhüter Max Engl war weit aus seinem Tor gekommen, faustete den Ball vor die Füße von Felix Passlack, der dann abgebrüht traf. „Ich mache Max keinen Vorwurf“, so Steinberger, „den wird er sich schon selbst machen. Aber man muss den Ball aus der Luft auch erst mal so verwerten, das ist auch eine Qualität.“
Für die Entwicklung der Spieler seien die beiden Partien gegen Dortmund „extrem wertvoll“ gewesen. „In den letzten Wochen haben wir der personellen Situation etwas Tribut zollen müssen. Deswegen ein besonderes Kompliment an die Mannschaft, dass sie nach den zuletzt drei Niederlagen in der Meisterschaft Dortmund so einen Fight geliefert hat. Das macht mich stolz.“
Junglöwen-Kapitän Eric Weeger konnte die Enttäuschung nur schwer in Worte fassen. „Es ist bitter, wenn du in der 89. Minute den entscheidenden Treffer kassierst. Gedanklich waren wir noch voll im Spiel“, entkräftete er Spekulationen, dass die Mannschaft mit dem Kopf schon beim Elfmeterschießen war. Im Gegenteil: „Wir wollten es in der normalen Spielzeit schaffen, haben alles versucht. Wir können trotzdem auf uns stolz sein. Das hat uns keiner zugetraut – auch, dass wir Dortmund so lange Paroli bieten.“