Das 6:2 gegen Erzgebirge Aue konnten die Löwen richtig einschätzen. Sowohl Coach Kosta als auch Geschäftsführer Thomas Eichin verwiesen auf fehlende Souveränität und Stabilität. Die beiden Doppeltorschützen Michael Liendl und Levent Aycicek glauben an die Trendwende nach den beiden Erfolgserlebnissen in Pokal und Liga.  Aue-Trainer Pavel Dotchev sprach von einem „Bitteren Tag“.
Löwen-Trainer Kosta Runjaic schätzte den 6:2-Sieg gegen Erzgebirge Aue realistisch ein: „Vieles ist in unsere Richtung gelaufen. Aue hat sehr ansehnlichen Fußball gespielt, ist eine spielerisch starke Mannschaft.“ Mit seinem eigenen Team war er trotz des klaren Ergebnisses nicht rundum zufrieden. „Nach so einer schnellen Führung muss man souveräner auftreten. Wir haben es dem Gegner in Unterzahl zu leicht gemacht.“ Auf der anderen Seite übte der 45-Jährige nach dem dritten Spiel in sieben Tagen Nachsicht mit seiner Mannschaft. „Es war eine sehr anstrengende, aber am Ende erfolgreiche Woche. Es ist irgendwo verständlich, dass die Stabilität fehlt. Es war sehr emotional - für die Mannschaft wie für die Fans.“ Der Löwen-Coach sah keinen Grund, Michael Liendl nicht die Elfmeter schießen zu lassen. „Er hat eine hundertprozentige Quote. Von Michael war es eine gute Partie, er hat Verantwortung übernommen. Das 4:1 ist nach einem Traumpass von ihm gefallen. Aber es war eine gute Leistung der gesamten Mannschaft.“
Aues Trainer Pavel Dotchev sprach von einem bitteren Tag. „Vom Ergebnis war es für uns enttäuschend. Wir waren zu verhalten in den ersten Minuten. Vielleicht waren wir zu beeindruckt vom Stadion, uns hat es kalt erwischt.“ Seinem Team sei durch „drei Standards“ in Rückstand geraten. „Wir sind einige Male mit langen Bällen überspielt worden, Sascha Mölders hat unsere Innenverteidiger hart bearbeitet und ein Ivica Olic weiß in jeder Situation, wie er sich verhalten muss.“ Der Coach der Veilchen verriet, dass sein Team nach der Pause mit zehn Mann nochmals angreifen wollte. „Nach dem 2:4 haben wir hinten aufgemacht. Für mich war das zu früh, Sechzig hat uns dadurch eiskalt erwischt. Aus solchen Spielen müssen wir lernen. Wir haben gesehen, dass Sechzig eine sehr gute Mannschaft hat. Die Tabelle stellt nicht ihre wahre Qualität dar.“
SPIELBERICHT Löwen schießen sich beim 6:2 gegen Aue Frust von der Seele.
1860-Geschäftsführer Thomas Eichin freute sich über „das nötige Glück. Wir haben Tore gemacht. Das war gut. Die Mannschaft zeigte nach dem harten Pokalspiel Laufbereitschaft. Zudem hat Kosta die richtige Mischung gefunden“, lobte er den Trainer. Der 50-Jährige zeigte sich jedoch „angefressen“ darüber, „wie wir uns nach dem 4:1 verhalten haben. Hätte Aue das 3:4 gemacht, wäre es nochmals eng geworden. Einige Dinge müssen wir deshalb ansprechen.“ Positiv sah der Geschäftsführer, „dass wir mit Felix Uduokhai und Kilian Jakob wieder zwei junge Spieler aus unserem Nachwuchsleistungszentrum eingebaut haben. Beide haben ihre Sache gut gemacht.“ Gleichzeitig warnte Eichin: „Es gibt keinen Grund für Karnevalsstimmung. Wir wissen um unsere Probleme und woran wir arbeiten müssen, damit wir stabiler werden.“ Dass mit Michael Liendl und Levent Aycicek zwei Spieler groß auftrumpften, die zwischenzeitlich nicht mal im Kader standen, sah der Geschäftsführer positiv. „Wir brauchen jeden Spieler, jeder muss scharf bleiben. Auch Ivica Olic hat wie ein Pferd geackert.“
Der zweifache Elfmeterschütze Michael Liendl gab offen zu: „Beim ersten habe ich schon ein bisschen geschwitzt. Der zweite Elfer war dann gut geschossen.“ Das Erfolgserlebnis „tut sehr gut, wenn du zwei Spiele überhaupt nicht im Kader stehst. Aber ich weiß, welche Qualität ich habe und was ich der Mannschaft bringe. Es war eine gute Reaktion von dem gesamten Team und mir“, so das Resümee des Österreichers. Liendl verriet die Marschroute nach dem Platzverweis von Sebastian Hertner: „Wir wollten in Überzahl einen Schritt mehr machen. Aber wir haben in dieser Phase zu viele Chancen zugelassen. Heute war vieles gut, aber wir sind längst nicht da, wo wir hinwollen.“ Den unberechtigten Elfmeterpfiff einschließlich Platzverweis nahm Liendl pragmatisch. „Wir hatten auch schon Pech. Heute waren wir die glücklicheren. Aber über 90 Minuten gesehen hat schon die bessere Mannschaft gewonnen.“
Der andere Doppeltorschütze, Levent Aycicek, konnte sich nicht genau erinnern, wann ihm das letzte Mal zwei Treffer in einem Spiel gelangen. „Das muss in der Regionalliga mit Werder II gewesen sein.“ Der 22-Jährige hatte ein enges Spiel gesehen. „Aue hat uns in der 2. Halbzeit hinten reingedrückt, obwohl wir in Überzahl waren. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore erzielt.“ Auch Aycicek sah die fehlerhafte Schiedsrichterentscheidung als ausgleichende Gerechtigkeit: „Wir haben uns das Glück erarbeitet. In Stuttgart hatten wir noch Pech, als in der Nachspielzeit bei dem regulären Tor zum 2:2 abseits gepfiffen wurde.“ Den Schlüssel zur Trendwende sah der Außenbahnspieler im Pokalsieg in Würzburg nach Elfmeterschießen. „Das war wichtig für den Kopf. Dieses Erfolgserlebnis haben wir heute mit ins Spiel genommen.“