Für Adriano Grimaldi ist das Auswärtsspiel am Samstag, 3. November 2018, in Münster ein ganz besonderes. Zweieinhalb Jahre spielte er vor seinem Engagement bei den Löwen für die Preußen, bestritt für die Westfalen 71 Spiele in der 3. Liga, bei denen er 30 Tore erzielte und 13 weitere vorbereitete.
Der 27-Jährige gönnt es seinem Ex- Klub, der zurzeit auf dem 2. Tabellenplatz steht, dass er oben mitspielt. Überraschend kommt es für den Stürmer nicht. „Ich habe Münster weit oben erwartet. Das Team ist weitgehend zusammen geblieben. Dazu kamen ein paar Neuzugänge und der Trainer weiß, wie er in der Liga spielen muss.“
Ärgern würde es ihn keineswegs, sollte Münster nach seinem Weggang aufsteigen. „Ich bin ja zu Sechzig gekommen, um bei einem großen Verein zu spielen. Ich wusste, dass wir Aufsteiger sind und der Klassenerhalt das primäre Ziel ist. Daran sollten wir auch festhalten.“
In diesem Zusammenhang stellt Grimaldi klar, dass die Preußen kein kleiner Klub sind. „Aber allein wenn ich sehe, wie viele Trikots ich bereits abgegeben habe und nach wie vielen ich gefragt wurde, dann merke ich, wie groß das Interesse ist.“
Das Leben in der Millionenmetropole München ist für den in Göttingen aufgewachsenen Grimaldi noch gewöhnungsbedürftig. „Es ist schwierig für mich, weil ich erstmals in einer Großstadt lebe. Tendenziell fühle ich mich hier wohl. Wäre es nicht so, könnte ich nicht meine Leistungen bringen. Sechzig und ich funktionieren gut“, lautet sein bisheriges Fazit.
Im Gegensatz zu Osnabrück, wo Grimaldi ausgepfiffen wurde, rechnet er in Münster mit einem freundlichen Empfang. „Wenn es nicht so ist, kann ich auch damit leben“, zeigt er sich ganz als Profi. Sollte er treffen, werde er aber auf alle Fälle jubeln. Denn alles andere findet er albern. „Es ist doch eine Entscheidung für meinen jetzigen Verein, nicht gegen meinen Ex-Klub“, lautet seine Begründung.
Dass der gebürtige Göttinger ausgerechnet wegen seiner 5. Gelben Karte direkt vor dem Münster-Spiel gesperrt war, hatte nichts mit Taktieren zu tun. „Ich wollte schon vorher ausgewechselt werden, war selbst überrascht, als mit der Schiedsrichter Gelb zeigt.“ Trotzdem hat die Pause nach den muskulären Problemen im Braunschweig-Spiel gepasst. Einfach war es für ihn aber nicht, die Heimpartie gegen Großaspach als Zuschauer von der Tribüne aus zu beobachten: „Es war kalt und bitter“, so seine Analyse. „Wir waren gut im Spiel drin. Am Ende war es ärgerlich, aber zum Glück haben wir nicht verloren.“
An seinem Resümee der bisherigen Saison hat die „andere Perspektive“ nichts geändert: „Wir lassen einfach Punkte liegen, die wir nicht liegen lassen dürfen. Wir spielen guten Fußball, aber nicht konstant genug.“ Dabei appelliert er an die Fans und das Umfeld, nicht zu vergessen, „dass wir Aufsteiger sind und für viele die Liga neu ist“. Es brauche seine Zeit.
Diese Erfahrung habe er selbst in den zweieinhalb Jahren in Münster gemacht. „Wir haben sowohl oben als auch unten mitgespielt.“ Oft seien es nur Details, die den Unterschied ausmachen. „Was uns fehlt ist, dass wir in bestimmten Situationen nicht die richtigen Entscheidungen treffen. Allein spielerische Qualität reicht in der 3. Liga nicht, um Spiele zu gewinnen. Aber wir arbeiten daran, damit wir die gleichen Fehler nicht nochmals machen.“
Im Preußenstadion erwartet Grimaldi eine Heimmanschaft, die von Anfang an pressen wird. „Münster hat ein gutes Pressing und Umschaltspiel. Es wird sicher sehr zweikampfbetont.“ Sich auf einen bestimmten Spieler zu konzentrieren, bringe bei der Ausgeglichenheit des Gegners nichts. „Wir müssen auf die gesamte Mannschaft aufpassen, gerade bei Standards von Martin Kobylanski. Wir können uns nicht auf was Bestimmtes festlegen, sondern müssen immer das Große und Ganze im Auge haben.“
Grimaldi ist in der Münsteraner Mannschaft immer noch ein Thema. Das bewies der Torjubel von Tobias Rühle am vergangenen Wochenende. Bei seinem ersten Saisontreffer gegen Meppen imitierte der Preußen-Stürmer seinen Ex-Kollegen, der seit dieser Spielzeit nach Treffern sich mit leicht gespreizten Fingern die Hand vors Gesicht hält und sich feiern lässt. Rühle war es nämlich, der ihn wegen des fehlenden Torjubels in der Vergangenheit aufgezogen hatte. Mal schauen, wer am Samstag jubeln darf…