Die Winterpause war kurz und gleich im ersten Spiel des Jahres geht es gegen den FC Bayern München II, immerhin Drittliga-Meister der Vorsaison. Anpfiff der Auswärtspartie im Grünwalder Stadion ist am Samstag, 9. Januar 2021, um 14.03 Uhr. Neben Magenta Sport zeigt auch das BR Fernsehen das Derby live im Free-TV.
Löwen-Trainer Michael Köllner wollte sich nicht lange mit der Diskussion aufhalten, ob es gegen die Bayern-Reserve überhaupt ein richtiges Derby sei. „Das ist eine Interpretationssache. Für die älteren Löwenfans ist es wahrscheinlich keins, für die jüngeren schon. Ich tue mir schwer, in solchen Sphären zu denken. Auf alle Fälle ist es ein besonderes Spiel.“ Schließlich sind die kleinen Bayern amtierender Drittliga-Meister, besitzen den „werthaltigsten Kader“. Außerdem ärgert den Löwen-Coach immer noch die 1:2-Niederlage zum Ende der Vorsaison. „Da hätten wir nach 1:0-Führung bis zur Pause alles klarmachen können.“
Der FCB II steht derzeit nur knapp vor einem Abstiegsplatz. Köllner lässt sich davon aber nicht täuschen, schließlich tat sich das Team auch im Vorjahr zunächst schwer, legte dann aber einen fulminanten Endspurt hin. „Auch wenn sie noch an ihrem Kader feilen, werden sie gegen uns alles reinwerfen“, ist sich der 51-Jährige sicher. Zuletzt sei die Bayern-Reserve in ihrem 3-5-2-System sehr erfolgreich gewesen. „Ein Stück weit werden wir uns am Gegner orientieren, aber sicher nicht unsere Taktik komplett umstellen. Wir wollen versuchen, unser eigenes Spiel auf den Platz zu bringen.“
Das sei auch eine mentale Sache, zumal das Team von Holger Seitz die Löwen aggressiv attackieren wird. „Bayern kommt mit zwei Stürmern, die stark pressen. Auch die Außenbahnspieler in der Fünferkette stehen sehr hoch. Die müssen wir über- und ausspielen, uns mit wenigen Ballkontakten befreien. Dafür ist es wichtig, dass unser Positionsspiel stimmt.“ Obwohl sein Team „einen guten Ball“ spielt, die beste Offensive der Liga stellt, gab es immer wieder Spiele und Phasen, wo seine Jungs im Aufbauspiel Probleme offenbarten.
Löwen-Spiel bei den kleinen Bayern live im BR Fernsehen.
An diesem Thema habe man nach einer Woche Pause, in der „wir die Füße hochgelegt haben“, gezielt gearbeitet. „Im Gegenpressing und Anlaufen haben wir einige Dinge präzisiert“, ebenso beim Umschalten bei eigenem Ballbesitz. „Das kommt viel zu kurz, dass man mal ohne Wettkampfstress trainieren kann“, hadert Köllner mit der Corona bedingten Terminhatz. Dabei konnte das Team in der zweiten Woche der Winterpause „körperlich und mental“ durchschnaufen. „In dieser Woche haben wir das Training dann wieder hochgefahren, um am Samstag auf 100 Prozent zu kommen.“
Verzichten muss er verletzungsbedingt im Derby auf Stefan Lex, der aber bereits wieder mit der Mannschaft auf dem Platz steht, und Tim Linsbichler. Fehlen wird wegen einer Gelb-Sperre auch Dennis Erdmann. Unabhängig davon wäre sein Einsatz wegen Hüftproblemen ohnehin „knapp geworden“, wie Köllner erklärte. „Ansonsten geht’s mit voller Kapelle gegen Bayern!“
Gegen seine Gepflogenheiten gab der Löwen-Coach bekannt, dass Winter-Neuzugang Merveille Biankadi gegen seinen Ex-Klub in der Startelf stehen wird. „Er hat sich gut eingelebt, genießt einen Vertrauensvorschuss. Für mich ist er bei guten Trainingsleistungen immer ein Startelf-Spieler.“ Die Spielberechtigung des Verbandes für Biankadi war erst am Freitag bei den Löwen eingegangen.
Der 25-Jährige wird der einzige Winter-Neuzugang bleiben, sollte nicht etwas unvorhergesehenes passieren. „Wir wollen Strukturen und eine Mannschaft aufbauen, die den maximalen Erfolg ermöglicht“, erklärte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, „aber im laufenden Etat stehen dafür keine zusätzlichen Mittel mehr zur Verfügung.“
Das weiß auch der Trainer, der deshalb selbst für eine größere Breite im Kader sorgt. Zum Vorbereitungsauftakt durften vier Nachwuchsspieler mittrainieren. „Ich wollte mir einen Überblick über unsere Top-Talente verschaffen“, so die Intention. Dabei ist Köllner erneut fündig geworden. „Ich habe ein paar Spieler gesehen, die bei guter Entwicklung ein Thema für die Profi-Mannschaft werden können.“
Noch im alten Jahr hatten sich mit Semi Belkahia und Lorenz Knöferl zwei Youngsters aufgedrängt, die nur wenige auf der Rechnung hatten. Belkahia durfte nach seiner Einwechslung gegen Waldhof in den beiden abschließenden Partien in Kaiserslautern und zu Hause gegen Wehen Wiesbaden von Beginn an in der Innenverteidigung ran. „Er hat seinen Mann gestanden“, bescheinigte ihm der Trainer. Und der erst 17-jährige Knöferl rettete mit seinem Tor gegen Wehen Wiesbaden einen Punkt und den versöhnlichen Jahresabschluss.
„Wir orientieren uns an den wirtschaftlichen Bedingungen und arbeiten daran, den Kader breiter zu machen“, lautet Köllners Credo. Die Möglichkeiten dazu seien beim TSV 1860 München gegeben. „Auch wenn unser Etat mittelmäßig ist, so haben wir doch das Maximale aus den letzten 17 Spielen herausgeholt.“ Außerdem, so der Fußball-lehrer, „haben wir den Pusic-Ausfall mit Biankadi mehr als kompensiert“.
Aufgrund seiner Flexibilität sei der Angreifer ein Wunschspieler gewesen. „Merv deckt verschiedene Themen ab, kann sowohl auf dem Flügel als auch im Zentrum spielen. Bei eigenem Ballbesitz verschafft er uns Zeit, hat Tempo und ist gut im Torabschluss.“ Eins soll er aber nicht sein: Ein Mölders-Ersatz. „Ich hoffe nicht, dass wir ihn ersetzen müssen“, ist der Torjäger eine feste Größe in Köllners Plan.
Der Löwen-Coach, der einst im Drittliga-Derby seinen Einstand bei den Sechzgern gab, bedauert, dass aufgrund der Pandemie keine Zuschauer zugelassen sind. „Schade, solche Spiele sind ein Highlight. Bei meinem ersten Spiel habe ich gesehen, welche Kraft unsere Fans entwickeln können. Mit Zuschauern wäre es sicher ein ganz anderes Spiel.“ Trotzdem wünscht sich Köllner ein „emotionales Derby“, natürlich in einem fairen Rahmen. „Wir wollen unsere Aufgaben so gut erledigen, dass wir am Ende den Platz als Sieger verlassen werden.“
MÖGLICHE AUFSTELLUNGEN
FCB II: 39 Hoffmann (Tor) – 4 Stanisic, 40 Lawrence, 5 Feldhahn, 26 Arrey-Mbi, 2 Vita – 38 Stiller, 19 Welzmüller – 24 Scott, 10 Kern – 9 Arp.
Ersatz: 23 Schneller (Tor) – 3 Mayer, 6 Tiago Dantas, 7 Dajaku, 8 Rochelt, 11 Kühn, 13 Senkbeil, 14 Jastremski, 15 Lungwitz, 18 Zaiser, 20 Karatas, 21 Borges, 22 Booth, 30 Ontuzans, 32 Musiala, 35 Zirkzee, 42 Brückner.
Nicht dabei: 17 Tillman (Kreuzbandriss), 44 Waidner (Schulterverletzung).
1860: 1 Hiller (Tor) – 25 Willsch, 6 Salger, 27 Belkahia, 36 Steinhart – 5 Moll – 8 Tallig, 31 Neudecker, 14 Dressel – 9 Mölders, 19 Biankadi.
Ersatz: 12 Szekely, 40 Kretzschmar (beide Tor) – 3 Lang, 11 Greilinger, 17 Wein, 18 Knöferl, 20 Agbowo, 21 Ngounou Djayo, 26 Durrans, 28 Mannhardt, 30 Cocic, 32 Gresler, 33 Klassen.
Nicht dabei: 7 Lex (Trainingsrückstand), 13 Erdmann (5. Gelbe Karte), 22 Linsbichler (Aufbautraining nach Schambeinentzündung).
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart); Assistenten: Marc Philip Eckermann (Winnenden), Gaetano Falcicchio (Konstanz).