SECHZIGMÜNCHEN.
 

Gorenzel: „Marco sieht aus, als ob er gegen Klitschko gekämpft hätte!“

Gezeichnet wie nach einem Boxkampf: Löwen-Torhüter Marco Hiller, der nach seinem Niederschlag weiterspielte. 

Sowohl Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel, der Cheftrainer Michael Köllner in der Pressekonferenz nach dem Derby vertrat, als auch FCB-Coach Holger Seitz sahen in dem Platzverweis von Joshua Zirkzee die Schlüsselszene. Diskussionen darüber gab es keine.

VIDEOBOTSCHAFT DER MANNSCHAFT AN DIE FANS

Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel vertrat den Löwen-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, äußerte sich zunächst über die Gründe seines Fehlens: „An dieser Stelle möchte ich Michael Köllner mein herzlichstes Beileid aussprechen. Er hat von Donnerstag auf Freitag im engsten Familienkreis einen Todesfall gehabt.“ Gorenzel erklärte, dass er größten Respekt vor dem Coach habe, weil dieser die Vorbereitung und das Derby trotzdem durchgezogen habe „in der engen Verbindung zu 1860 und der Mannschaft und davor, wie er diese Aufgabe gemeistert hat.“

Anschließend ging der 49-Jährige auf das Spiel ein. Die Mannschaft sei gut ins Spiel gekommen mit der besseren Spielanlage . „Wir hatten dann die Doppelchance durch Greilinger und Mölders. Ansonsten war es sehr ausgeglichen. Dann kommt es zu dieser Aktion gegen Marco Hiller. Ich bewerte die Schiedsrichterentscheidung im Nachgang nicht, nehme es als Tatsachenentscheidung. Aber wenn ich mir sein Gesicht ansehe, dann sieht Marco aus, als ob er gegen Klitschko gekämpft hätte. Von dem her muss es eine Fremdeinwirkung gegeben haben.“

Der Platzverweis habe den Löwen in der Folge geholfen. „Der Treffer zum 1:0 vor der Pause war vielleicht etwas glücklich.“ In der 2. Halbzeit, so der Österreicher, hätte man trotz Unterzahl gesehen, welche Qualität in der Mannschaft des FC Bayern stecke. „Da sind sehr viele hochtalentierte Spieler, die du selbst in Überzahl nicht immer im Griff haben kannst. Von daher sind wir froh, dass wir noch zum Schluss in der Umschaltbewegung das 2:0 machen konnten.“ Die Mannschaft habe getreu ihrem Slogan „ein Team, ein Weg“ sich diesen Erfolg erarbeitet gegen einen stark besetzten Gegner. „Wir haben kollektiv in der Kompaktheit dagegengehalten, indem jeder alles für jeden gegeben hat. Das sieht man auch am Trainer, der in dieser schweren Situation zu seiner Mannschaft steht.“

Mit dem Debüt von Merveille Biakadi war Gorenzel zufrieden. „Bei Merv hat man in der einen oder anderen Situation gesehen – er ist jetzt zwei Wochen hier, es war das erste Spiel, wir haben im Training intern zwei Mal Elf-gegen-Elf gespielt –, dass vom Timing her, von der Abstimmung und dem Zusammenspiel noch etwas fehlt. Das kann nach zwei Wochen nicht so sein wie nach zwei Monaten“, forderte der Löwen-Geschäftsführer Geduld. „Aber man hat beim 2:0 gesehen, wo seine Stärken liegen: diese extreme Athletik, dieses extreme Tempo. Ich freue mich für ihn, dass er das 2:0 gemacht hat. Das hilft ihm sicher vom Selbstvertrauen, bei uns relativ schnell Fuß zu fassen!“

SPIELBERICHT Derbysieg! Löwen besiegen Bayern II mit 2:0.

FCB-Coach Holger Seitz sah im Platzverweis von Joshua Zirkzee und dem Eigentor die Schlüsselmomente. „Dadurch hat das Spiel eine bestimmte Richtung genommen. Mit einem Mann weniger im Derby zu agieren, macht die Aufgabe natürlich komplizierter.“ Sein Team hätte die Situation gut aufgefangen und die Ordnung in der Defensive halten können. „Wir haben den Gegner von unserem Tor weggehalten. Das hat bis zur Pause gepasst.“ In der 2. Halbzeit sollte seine Mannschaft mutiger agieren, mehr nach vorne verteidigen. „Wir wollten auf den Moment warten, wo wir die Löwen in eine gute Pressing-Situation bringen. Das ist uns auch das eine oder andere mal optimal gelungen.“ Im Spiel mit dem Ball hätten seine Jungs nach der Pause zielstrebig agiert, seien viel in Bewegung gewesen, hätten den Gegner immer wieder gestresst. „Wir hatten auch zwei, drei Möglichkeiten, wo wir ein Tor erzielen hätten müssen“, fand der Bayern-Coach. „An Tagen wie diesen“, zitierte er unfreiwillig die Toten Hosen, „ist es aber so!“ Das Pendel sei heute auf die Seite der Löwen ausgeschlagen. Seitz war mit dem Auftreten seiner Mannschaft, gerade in der 2. Halbzeit und in Unterzahl trotz der Niederlage dennoch zufrieden. „Dass wir die Widerstände angenommen haben, das nehmen wir aus diesem Spiel mit.“

Nach dem Foul von Zirkzee, der mit offener Sohle Marco Hiller im Gesicht traf, bangten die Löwen minutenlang um ihren Keeper. Der lobte aber nach dem Spiel erst mal seine Kollegen. „Die ganze Mannschaft kann stolz auf sich sein. Wir haben von den letzten vier Spielen gegen die Bayern keins gewonnen, heute hatten wir es uns fest vorgenommen, diese Serie zu beenden.“ Dann erklärte er die Szene und die Minuten danach im Interview bei Magenta Sport: „Klar, ich wurde getroffen. Zunächst dachte ich, dass ich nicht weiterspielen kann. Aber es ist ein Derby, ich wollte unbedingt weitermachen und irgendwie ging es auch. Da muss ich auch für die Mannschaft vorangehen.“ Zunächst habe er einen Schlag im Gesicht bemerkt. „Plötzlich war es warm, das Blut ist mir heruntergelaufen. In dem Moment war ich überall, nur nicht im Grünwalder Stadion. Die Physios haben das Blut weggemacht. Nach dem ersten Schock ging es dann wieder.“ In der Halbzeitpause wurde Hiller in der Kabine genäht, „damit es wieder schön zusammenwächst“, scherzte der 23-Jährige. „Da muss man auf die Zähne beißen. Es hat ja funktioniert!“ Nicht zufrieden war der Keeper mit den letzten 20 Minuten. „Da haben wir dem Gegner mit einem Mann mehr zu viel Räume gegeben. Unterm Strich haben wir 2:0 das Derby gewonnen, das ist das Wichtigste. Haken dahinter!“

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