Trainer Michael Köllner genießt bei den Löwen-Fans mittlerweile Kultstatus, obwohl ihm der große Wurf, der Aufstieg in die 2. Bundesliga, bisher nicht geglückt ist. Der Coach, der einen Vertrag bis 2023 beim TSV 1860 besitzt, macht jedoch klar, dass es ihm bei seiner Zukunft nicht um seinen persönlichen finanziellen Vorteil geht.
Kaum einer hatte die fulminante Vorstellung beim 6:0-Erfolg der Löwen in Duisburg erwartet. Es war der zweithöchste Auswärtssieg in der Vereinsgeschichte. Im Hinblick auf das Heimspiel gegen Schlusslicht TSV Havelse sieht Trainer Michael Köllner darin kein gefährliches Ergebnis. „Wichtig war, so ein Spiel hinzubekommen“, streicht der 52-Jährige den Positiveffekt heraus. „Ich hoffe, dass wir dieses Momentum, diese Erfahrung mit ins Havelse-Spiel nehmen. Wir sind immer eine Mannschaft, die Spiele dominieren kann – auch gegen Spitzenteams. Aber am Ende geht es darum, dass du das Ding zu Ende kriegst!“ Das sei gegen Saarbrücken und Osnabrück nicht gelungen.
Die Mannschaft, so Köllner, habe einen eigenen Charakter. „Es ehrt sie, dass sie so selbstkritisch ist“, ging er auf die Aussage von Stefan Lex ein, mit fünf Scorerpunkte der überragende Spieler in Duisburg. Der 31-Jährige ärgerte sich, dass bei ihm der Knoten nach längerer Durststrecke erst jetzt geplatzt sei. „Junge, freu‘ dich über das Spiel. Wir spielen eine Megarückrunde, waren nur Elfter nach der Hinrunde. Das ist das Thema und nicht, dass wir vor drei Wochen hätten besser spielen müssen“, konterte sein Coach. Nach wie vor laufe man der schlechten ersten Saisonhälfte hinterher. „Ich sehe das nicht so kritisch. Wir haben nach wie vor drei Spiele vor uns, in denen wir so viele Punkte wie möglich holen wollen – unabhängig, welcher Platz es am Ende wird.“ Übers Jahr gesehen, so die Meinung des Trainer, habe man den Fans tollen Sport geboten.
Erneut wurde Köllner, der bis 2023 bei den Löwen unter Vertrag steht, über seine Zukunft befragt. „Wir werden gemeinsam die Saison analysieren, setzen uns unabhängig der Vertragslaufzeit zusammen und unterhalten uns darüber, wie es die verschiedenen Ebenen – Gesellschafter, Geschäftsführer und ich als Trainer – sehen. Dann wird es eine Entscheidung geben, wie wir das nächste Jahr angehen“, sagte er. Sein persönliches Ziel, daran habe sich nichts geändert, sei nach wie vor die Rückkehr in die 2. Bundesliga mit dem TSV 1860.
Ob das für ihn und seinen Namen in der Branche negative Auswirkungen habe, wenn es erneut nichts mit dem Aufstieg werde, war die Folgefrage. „Natürlich geht es auch ums eigene Ego. Wenn du kein Egozentriker wärst, könntest du kein Fußballlehrer sein“, so Köllner. Ein gewisse Selbstverliebtheit gehöre zu einem Trainer hinzu, „sonst kannst du das Thema nicht stemmen“. Ihm gehe es aber weniger um die eigene Reputation, als vielmehr „ein Gefühl zu entwickeln, ob es etwas Gutes wird.“ Bis jetzt habe er das Gefühl, auch wenn der Erfolg (Köllner: „Das ist ein dehnbarer Begriff!“) aufgrund des Nicht-Aufstiegs bisher ausgeblieben sei. Er sehe das aber immer in Relation zu den finanziellen Möglichkeiten, die bei anderen Teams eben besser gewesen seien. „Für mich geht es darum, zusammen mit dem Verein Fakten zu schaffen. Und dann ist es auch immer eine Herzensentscheidung.“
Er wisse zu schätzen, was er an den Gesellschaftern, dem Präsidium und Investor Hasan Ismaik habe, die hinter ihm stehen. Auf die Frage, ob es eventuell um eine vorzeitige Vertragsverlängerung seines über das Jahr 2023 laufenden Kontrakts hinaus gehe, gab Köllner kein klares Dementi. Im Gegenteil: Er antwortete ausweichend. „Priorität haben jetzt die letzten drei Spiele. Ich möchte mich mit keinen Gesprächen aufhalten, sondern mich aufs Wesentliche konzentrieren. Wir wollen schauen, dass wir mindestens Platz vier erreichen!“ Dann könne man weiterschauen und ausloten, „wie wir die nächste Saison angehen wollen“.
Der Oberpfälzer stellte aber klar, dass es keine rationale Entscheidung geben wird. „Es wird immer eine Entscheidung des Herzens sein, nicht des Geldes!“ Er spüre die Sympathie der Fans. „Das ist für mich sicher kein unwesentlicher Faktor.“