SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen der 3. Liga: FC Erzgebirge Aue – Besinnen auf die eigene DNA.

Keine Experimente: Der FC Erzgebirge Aue besinnt sich künftig wieder auf seine eigene Wurzeln. 

Wie jedes Jahr gibt’s auch heuer wieder einen kräftigen Wechsel in der 3. Liga. Sieben Teams in der 20er-Liga sind neu. Mit Erzgebirge Aue, FC Ingolstadt 04 und Dynamo Dresden gibt es drei Zweitliga-Absteiger. Dazu kommen die Regionalliga-Aufsteiger Rot-Weiss Essen, SV Elversberg, SpVgg Bayreuth und VfB Oldenburg. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal die Westsachsen aus Aue.

Zum dritten Mal ist Erzgebirge Aue nach 2008 und 2015 aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Nie war die Mannschaft in der 76-jährigen Vereinsgeschichte schlechter. Kein anderes Auer Team kassierte mehr Niederlagen und Gegentore in einer Saison. Deshalb überraschte er am Ende nicht. Schon früh in der Saison hatte er sich angedeutet. Der Anfang vom Ende begann bereits im Sommer, als viele falsche Personalentscheidungen getroffen wurde.

Es begann mit der Trainerposition. Dirk Schuster, der die Auer zweimal vor dem Gang in die 3. Liga gerettet hatte, wurde durch Aliaksei Shpileuski ersetzt. Der „No-Name-Trainer“ war einst im Nachwuchs bei RB Leipzig und sollte Aue das RB-Spiel mit hohem Pressing einflößen. Dem neuen Spielstil fiel auch Stürmer Pascal Testroet zum Opfer. Der Top-Torjäger, der in 99 Spielen für den FCE an 56 Treffern beteiligt war, passte plötzlich nicht mehr ins System. Konkurrent Sandhausen freute sich und holte ihn. Auch dank der Tore von Testroet hielten die Kurpfälzer die Klasse. Aue stand dagegen auf einen Schlag ohne seine Lebensversicherung da, zumal mit Florian Krüger der zweite torgefährliche Angreifer zu Bundesligist Arminia Bielefeld transferiert wurde. Einen adäquaten Ersatz fand man nie. Auch der heimliche Abwehrchef Steve Breitkreuz wurde vergrault, fand in Jahn Regensburg einen neuen Klub.

Schon nach sieben Spieltagen und keinem Sieg war das Projekt Shpilevski gescheitert. Den Fehleinkauf mussten sich Präsident Helge Leonhardt, Geschäftsführer Michael Voigt und Teamchef Marc Hensel gemeinsam ankreiden lassen. Denn sie alle hatten der Verpflichtung des unerfahrenen Trainers zugestimmt, der weder das Umfeld noch die Liga kannte. Aue setzte nach Shpilevski auf die vereinsinterne Lösung mit Hensel, verpflichtete zudem Pavel Dotchev offiziell als Sportdirektor. Der Trainerwechsel schien zu fruchten. Mit zehn Punkten aus vier Spielen gegen Ingolstadt, Hannover, Heidenheim und Rostock sprang Aue aus dem Tabellenkeller.

Doch dem kurzen Strohfeuer folgte erneut Ernüchterung. Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, fühlte sich Hensel in nahezu jedem Spiel von den Schiedsrichtern benachteiligt. Die Ergebnisse waren katastrophal und nach der achten Niederlage im neunten Spiel war Aue erstmals seit dem 10. Spieltag wieder ans Tabellenende gerutscht. Das bedeutete auch das Ende von Hensel, der mit einer Quote von nur drei Siegen und zwei Remis in 16 Spielen krachend gescheitert war. Jetzt durfte Pavel Dotchev offiziell auf den Trainerstuhl. Doch auch unter ihm wurde es nicht besser. Das Kind war längst in den Brunnen gefallen.

Auch die Winter- Neuzugänge floppten. Jann George, einst in der Löwen-Reserve aktiv, kam aus Regensburg und erzielte in neun Einsätze keinen Treffer. Prince Osei Owusu, ebenfalls mit 1860-Vergangenheit, wurde vom SC Paderborn ausgeliehen, traf in 17 Spielen immerhin zwei Mal, erwies seinem Team aber mit Rot nach sieben Minuten gegen Ingolstadt einen Bärendienst. So war es relativ schnell klar, dass es künftig in der 3. Liga weitergeht.

Dort heißt das Ziel Wiederaufstieg. Das hatte Geschäftsführer Voigt schon früh verkündet.. „Man hat als Absteiger im ersten Jahr noch einen kleinen Vorteil, geht mit einem siebenstelligen Sockelbetrag ins Rennen, ist noch automatisch in der ersten Runde des DFB-Pokals dabei“, sagte er. Voigt, der seit 2011 für die Zahlen bei den Veilchen verantwortlich ist, kann für die 3. Liga mit einem Etat von elf Millionen Euro planen. Der Abstieg „kostet keinen Mitarbeiter den Job. Wir haben eh schon die kleinste Geschäftsstelle aller Bundesligisten.“

Auf der Kommandobrücke soll Timo Rost dieses Ziel in Angriff nehmen. Der 43-Jährige war mit der SpVgg Bayreuth in die 3. Liga aufgestiegen, wechselte aber zu den Westsachsen mit der Begründung, dass die die Infrastruktur bei den Oberfranken nicht das her gäbe, „was ich haben möchte". Der in Lauf an der Pegnitz geborene Rost gilt als Hoffnungsträger, soll die abhanden gekommene Erzgebirge-DNA in den Verein zurückzubringen. Bei der Kaderzusammenstellung möchte er deshalb darauf achten, dass die Spieler zum Verein passen. Rost brachte sein Trainerteam aus Bayreuth mit. Als Torwarttrainer fungiert Cottbus-Legende Tomislav Piplica.

„Aue-DNA bedeutet, aggressiv, dynamisch, aktiv zu sein auf dem Platz“, ließ der neue Coach des FCE gegenüber dem kicker wissen. Deshalb möchte er auch nur Spieler dazu holen, die sich mit der Philosophie identifizieren, heiß und bereit sind, das Gebiet, die Region und das „Ärmel hochkrempeln“ anzunehmen. Er möchte einen relativ kleinen Kader mit zwei Plätze für Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum. Trotz des Ziels Aufstieg sei Demut wichtig Zuerst müsse man die Liga annehmen und mit einer kompakten Defensive und schnellen Umschaltmomenten versuchen, sich oben festzusetzen.

Auch wenn Aue bereits seit Ende April Planungssicherheit für die kommende Saison in der 3. Liga hat, laufen die Transferbemühungen der Veilchen eher schleppend. Mit Marvin Stefaniak (Würzburger Kickers), Lenn Jastremski (Bayern München) und Alexander Sorge (Türkgücü München) sind zwar auch einige bekannte Spieler dabei, Felix Göttlicher (SpVgg Unterhaching), Lukas Sedlak (Carl Zeiss Jena), Linus Rosenlöcher und Paul-Philipp Besong (beide 1. FC Nürnberg) spielten dagegen zuletzt vorwiegend in der Regionalliga.

„Wir müssen auf jeden Fall noch Qualitätsspieler dazu holen. Aber die Unterschied-Spieler warten noch ab, ob sie höherklassig spielen, oder ob sie in die 3. Liga gehen. Da müssen wir eine gewisse Geduld aufbringen“, so Rost gegenüber der BILD. Angeblich habe der Klub auch Interesse an Ex-Löwe Richy Neudecker gezeigt, der sich aber für den 1. FC Saarbrücken entschieden hat. Also ist anzunehmen, dass bis zum Trainingsauftakt am 19. Juni 2022 nicht alle Kaderplätze beim FC Erzgebirge besetzt sind.

DATEN & FAKTEN

Name: Fußballclub Erzgebirge Aue
Gründung: 4. März 1946
Mitglieder: 9.309 (Stand: 1. Juni 2022)
Vereinsfarben Lila-Weiß
Größte Erfolge: DDR-Meister 1956, 1957 und 1959; FDGB-Pokalsieger 1955; Viertelfinale im Europapokal der Landesmeister 1958/59; Sachsenpokalsieger 2000, 2001, 2002 und 2016
Stadion: Erzgebirgsstadion (15.550 Plätze)
Homepage:www.fc-erzgebirge.de
Social Media: Facebook: @FCErzgebirgeAue; Twitter: @FCErzgebirgeAue; Instagram: @ fcerzgebirgeaue; YouTube: @FCErzgebirgeAueeV
Trainer: Aljaksej Schpileuski (01.07.2021 bis 07.10.2021), Marc Hensel (07.10.2021 bis 01.11.2021), Pavel Dotchev (ab 01.11.2021), Timo Rost (ab 01.06.2022)
Letzte Saison: 17. Platz 2. Bundesliga mit 26 Punkten aus 34 Spielen (Torverhältnis: 32:72)
Bester Torschütze: Antonio Jonjic (6 Treffer)
Bilanz FCE gegen Sechzig: 20 Spiele, 6 Siege, 7 Unentschieden, 7 Niederlagen, Torverhältnis: 25:33
Spieler, die für beide Teams aktiv waren: 
u.a. Prince Owusu, Sebastian Hertner, Nicky Adler, Bobby Wood, Stefan Mugosa, Patrick Milchraum, Arne Feick

KURIOSES
In der Oberliga, der höchsten Spielklasse der DDR, gab es Mitte der 1950er-Jahre fünf Teams aus dem Erzgebirge. 1954 wurde deshalb die BSG Empor Lauter nach Rostock umgesiedelt. Die BSG Wismut Aue sollte nach Karl-Marx-Stadt verlegt werden. Das scheiterte aber am Widerstand der Fans. Die Kumpel der „Wismut“ argumentierten, dass ihre Arbeitsmoral leiden würde, wenn ihr Verein nicht mehr in Aue spiele.

TRANSFERS (Stand: 14.06.2022)
Zugänge:
 Linus Rosenlöcher (1.FC Nürnberg), Marvin Stefaniak (Würzburger Kickers), Alexander Sorge (Türkgücü München), Felix Göttlicher (SpVgg Unterhaching), Lukas Sedlak (FC Carl Zeiss Jena), Lenn Jastremski (FC Bayern München II), Paul-Philipp Besong (1.FC Nürnberg/Leihe), Niklas Jeck (Union Titus Petingen/Leih-Ende)
Abgänge: John-Patrick Strauß (F.C. Hansa Rostock), Ben Zolinski (1. FC Kaiserslautern), Prince Osei Owusu (SSV Jahn Regensburg), Malcolm Cacutalua (1.FC Magdeburg), Gaëtan Bussmann (vereinslos), Nicolas Kühn (FC Bayern München II), Sam Schreck (FC Groningen/Leih-Ende)

Die Neuen der 3. Liga: SpVgg Bayreuth – Festspiele in der Wagnerstadt.
Die Neuen der 3. Liga: Rot-Weiss Essen – Schlafender Riese erwacht.
Die Neuen der 3. Liga: SV Elversberg – Zurückgekommen, um zu bleiben.
Die Neuen der 3. Liga: VfB Oldenburg – Viel Arbeit für den letzten Aufsteiger!
Die Neuen der 3. Liga: Dynamo Dresden – Alles auf Anfang.

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