Es war ein taktisch geprägtes Spiel, bei dem sowohl Verls Coach Michel Kinat als auch 1860-Trainer Michael Köllner mit der Leistung ihrer Mannschaft zufrieden waren. Während Köllner den späten Siegtreffer bejubelte, ärgerte sich Kinat über einen in der Szene zuvor nicht gegeben Elfmeter.
Löwen-Trainer Michael Köllner war erleichtert über den späten Siegtreffer. „Es war ein schweres Spiel. „ Es hätten sich zwei Mannschaften gegenübergestanden, die wissen, „wie man ein Spiel spielen muss.“ Nach einer druckvollen Anfangsphase seiner Mannschaft „mussten wir den heißen Temperaturen Tribut zollen. Verl hat ein super Aufbauspeil, ist weitgehend Pressingresistent“, lobte er den Gegner. „Von daher war es ein zähe Angelegenheit mit wenig Chancen.“
In der Pause stellte Köllner seine Mannschaft neu ein. „Wir mussten unser Anlaufverhalten verändern, die Positionierungen anders gestalten. Danach sind wir richtig gut ins Spiel reingekommen“, fand der 52-Jährige. „Wir waren sehr griffig in der 2. Halbzeit und haben Verl gut beschäftigt.“ Durch die Chance von Fynn Lakenmacher in der 67. Minute „hätten wir in Führung gehen müssen“.
Bis zum Schluss hätte seine Mannschaft alles versucht. „Wir wollten hier unbedingt gewinnen.“ Es sei zu erkennen gewesen, welche Qualität die fünf Spieler von der Bank nochmals ins 1860-Spiel gebracht hätten. „Wir konnten nochmals zusetzen, während Verl körperlich am Ende war.“ Natürlich war der Treffer am Ende glücklich. „Aber wir haben auch alles dafür getan und sind drangeblieben“, lobte er die Moral und den Willen seiner Jungs. „Das war Maßarbeit, wenn du in der letzten Sekunde des Spiels das Tor schießt. Es freut mich für Meris Skenderovic, aber genauso für Chris Lannert. Die Flanke war sensationell.“ Sein Team hätte sich selbst für die Hartnäckigkeit belohnt. „Ich bin selbst noch geflasht. So ein Sieg setzt nochmals richtig Energie frei.“
SPIELBERICHTDie Löwen stellen Startrekord ein – Skenderovic trifft in der Nachspielzeit.
Ganz anders bei Michel Kniat, dem Trainer des SC Verl. „Wenn man das Tor macht, egal ob in der ersten oder letzten Minute, ist der Sieg immer verdient“, sagte er fast trotzig, machte seiner Mannschaft trotzdem ein Kompliment. „Ich war mit dem Spiel sehr zufrieden. Das Aufbauspiel von uns hat super geklappt, wir wussten, was 1860 vor hat, wollten nicht in die Kompaktheit reinspielen, sondern haben den Ball laufen lassen.“ Aus der Pause sei seine Mannschaft nicht ganz so gut rausgekommen. „Aber wir haben relativ schnell wieder in die Spur gefunden. Es ist klar, wenn du drei Spiele in sechs Tagen mit weiten Auswärtsfahrten hast, dann ist das nicht einfach!“ Es würde aber für den Charakter und den Fitnesslevel seiner Jungs sprechen, dass sie trotzdem bis zum Schluss durchziehen. „Womit ich nicht zufrieden bin, sind die letzten zehn Minuten. Da war die Kette zu tief, da haben wir zu viel zugelassen. Dann macht man es dem Gegner mit so einer Klasse relativ einfach“, ärgerte er sich über das Gegentor. Auch über die Szene zuvor, wo er ein elfmeterwürdiges Foul von Chris Lannert an Joel Grodowski gesehen hatte. „Aus meiner Sicht muss man Elfmeter geben. Im Gegenzug fällt dann das Tor. Das ist bitter und enttäuschend.“
Der Siegtorschütze Meris Skenderovic war überglücklich. „Es ist echt super, wie die Mannschaft fightet, wie die Fans uns unterstützen. Wir haben die maximale Punktausbeute, sind auf einem guten Weg.“ Und auch der Teamspirit stimmt. Die komplette Bank lief ihm nach seinem Treffer entgegen. „Jeder hat sich für mich gefreut. Schon in den letzten beiden Spielen war ich sehr nah dran. So ein Tor zum Sieg zu schießen, ist natürlich was ganz Besonderes für mich.“ Für ihn sei eine Last abgefallen. Insgesamt sei es ein schwieriges Spiel für den Tabellenführer gewesen. „In der 1. Halbzeit hatten wir nicht so den Zugriff, wie wir ihn haben wollten“, analysierte der Stürmer. „Wir sind oft zu spät gekommen, der Gegner hat es gut aufgelöst, super von hinten herausgespielt. In der Pause haben wir dann ein paar Details verändert, das hat dann deutlich besser geklappt.“ Gerade in den letzten Minuten hätten die Löwen viel Druck nach vorne ausgeübt. „Deshalb haben wir vielleicht am Ende verdient das Tor gemacht. Aber über die ganze Partie gesehen, war es ein sehr ausgeglichenes Spiel.“ Saisonübergreifend sind es jetzt bereits fünf 1860-Siege am Stück. „Für den Verein ist das etwas Besonderes. Das trägt uns. Auch die Euphorie bei den Fans, die uns immer unterstützen. Jeder geht da mit. Wir müssen das mitnehmen und uns weiter tragen lassen von dieser Welle. Ich hoffe, dass es nicht so schnell endet!“
„Wir sind eine Mannschaft, kämpfen miteinander und füreinander. Das ist der Punkt. Wir können auch in der 90. Minute das 1:0 schießen“, so das Resümee von Martin Kobylanski. Die 1. Halbzeit sei etwas schwierig gewesen. „Verl hatte auch mal eine Chance, aber keine hundertprozentige.“ 0:0 zur Pause auswärts sei in Ordnung gewesen. „In der 2. Halbzeit sind wir anders angelaufen, haben etwas verändert. Wir haben eine Bank, die immer was machen kann.“ Das sei gerade in einer Englischen Woche ein Riesenvorteil. „Selbst, wenn man mal nicht von Anfang an spielt, kommt man rein und kann sich danach als Matchwinner feiern lassen“, spielte er auf seinen Kollegen Skenderovic an. In jedem Spiel bisher war ein anderer Spieler der Matchwinner. „Es ist alles gut, wir haben gewonnen. Es fragt keiner mehr danach, wie das Spiel war. Wir sind ganz oben und können jetzt entspannt ins Restwochenende gehen.“