Es war kein Spiel für schwache Nerven und sehr zerfahren. Sowohl 1860-Coach Michael Köllner als auch HFC-Trainer André Meyer waren sich einig, dass der Schiedsrichter sich durch seine vielen Gelben Karten selbst in die Bredouille gebracht hatte. „Keiner wusste mehr auf dem Feld, wie er Zweikämpfe spielen soll“, so Köllner.
„Kompliment an meine Mannschaft. Fünf Spiele, fünf Siege – das ist außergewöhnlich“, lobte Löwen-Trainer Michael Köllner sein Team, das saisonübergreifend sogar den sechsten Sieg in Folge feierte. „Am Ende steht über dem Spiel, dass wir nach wie vor eine weiße Weste haben. Das hätten uns im Vorfeld wenige zugetraut, deshalb freut es mich ungemein für die Mannschaft.“
Nicht nur die bisherigen Erfolge, auch den aktuellen Sieg gegen Halle habe man sich hart erarbeitet. „Wir haben eine sehr gute 1. Halbzeit gespielt, waren sehr druckvoll.“ Man hätte der Mannschaft angemerkt, dass sie unbedingt die drei Punkte wollte. „Schon vor der Gelb-Roten Karte hatten wir durch Skenderovic beim Kopfball aus kurzer Distanz eine sehr gute Chance.“ Mit einem Mann mehr und der 1:0-Führung „wollten wir das Risiko extrem minimieren. Deshalb habe ich in der Pause alles Spieler, die in der 1. Halbzeit Gelb gesehen haben, heruntergenommen, damit wir keine Gelb-Rote-Karte bekommen.“ Dafür kam dann die Rote Karte für Tim Rieder.
Trotzdem sei seine Mannschaft auch bei Zehn-gegen-Zehn druckvoll gewesen. „Wir haben gleich mit dem 2:0 die richtige Antwort gegeben.“ Köllner schwärmte vom „sensationellen Pass“ von Joseph Boyamba. „Vorher schon ein sensationelles Tor von Kobylanski, wie er den Ball in den Winkel jagt“, schwärmte der 52-Jährige. „Das war eine Augenweide!“
Köllner monierte wie sein Kollege die Schiedsrichterleitung. „Es war extrem unruhig, keiner wusste mehr auf dem Feld, wie er Zweikämpfe spielen soll. Das war für beide Mannschaften unangenehm. So hat das Spiel von seiner Dramaturgie seinen Lauf genommen. Die 15 Gelben Karten sind ein trauriger Rekord.“ Wichtig sei gewesen, dass sein Team trotz der Unruhe durch den Unparteiischen cool geblieben ist „und wir mit Boyamba in der 2. Halbzeit den entscheidenden Mann auf dem Platz hatten. Wir freuen uns über die drei Punkte, müssen aber auch anerkennen, dass Halle ein couragiertes Spiel abgeliefert hat und nie aufgesteckt hat.“
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Halles Coach André Meyer musste erst nach Abpfiff erst einmal „durchschnaufen und die Gedanken ordnen. Das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider.“ Sei Team sein nicht gut ins Spiel gekommen. „Wir hatten Probleme, uns zu finden.“ Die Gelb-Rote Karte gegen seine Mannschaft fand er diskutabel. „Ich denke, der Schiedsrichter würde sie kein zweites Mal geben. Es war ein Auslöser für ein unruhiges Spiel.“ Seine Jungs seien gut mit der Situation umgegangen. „Leider haben wir kurz danach das 0:1 bekommen.“ Seiner Mannschaft attestierte er „insgesamt eine gute 2. Halbzeit, leider haben wir den Vorteil nach der Roten Karte gegen Sechzig durch das 0:2 sofort wieder hergeschenkt.“ Dass nach dem Anschlusstreffer die Entscheidung durch einen Elfmeter fiel, „passt zu unserer Gesamtsituation.“ Seiner Meinung nach hätte der Schiedsrichter den Strafstoß nicht geben müssen. „In der Summe ist es ein Ergebnis, das uns weh tut. Aber die Mannschaft hat sich sehr teuer verkauft, hat mutig mitgespielt und gut verteidigt.“
Marius Willsch konnte sich gleich doppelt freuen. Zum einen über den Vereinsrekord („Grundsätzlich ist es geil, so einen Start hingelegt zu haben!“), zum anderen, dass er nach langer Leidenszeit endlich wieder eine Halbzeit schmerzfrei durchspielen konnte. „Das ist ein absolut gutes Gefühl. Für mich schließt sich ein Kreis.“ Der 31-Jährige sprach von einer turbulenten Partie. „Wir hatten das Spiel in der Hand, haben durch die Rote Karte etwas die Linie verloren.“ Trotz des Sieger fand Willsch es ärgerlich, „dass wir nicht zu Null gespielt haben. Unser Ziel ist es jetzt, auch nächste Woche in Köln zu gewinnen.“
Joseph Boyamba bereitete nicht nur den Treffer zum 2:0 vor, sondern erzielte per Elfmeter auch sein erstes Saisontor. „Vom Punkt bin ich ein kalter Hund“, sagte er und frotzelte gegen seinen eigenen Keeper. „Hiller musste das letztes Jahr auch erfahren!“ Sein Debüt-Treffer im Löwen-Trikot bezeichnete der 26-Jährige als „überragendes Gefühl. Ich wollte den unbedingt schießen.“ Tendenziell sei es gut, wenn man als Joker knipst. Doch lieber würde Boyamba von Anfang an spielen. „Ich komme langsam in Tritt, mache immer besser das, was der Trainer will. Ich bin glücklich, dass ich mit zwei Aktionen zum Sieg der Mannschaft beitragen konnte.“ Auch der Angreifer lobte die Coolness der Mannschaft. „Halle hat versucht, den Rhythmus rauszunehmen, aber wir haben kühlen Kopf bewahrt. Mit dem fünften Sieg konnten wir in der Liga ein Ausrufezeichen setzen.“ Bereits nächste Woche würd das nächste „Knallerspiel“ bei Viktoria Köln auf dem Programm stehen. „Wir haben vorgelegt, können jetzt schauen, was die anderen machen.“
Ein dickes Lob bekam Boyamba von Kollege Yannick Deichmann, dessen Treffer er vorbereitete. „Das war super gesehen von Jo, er hat diese Bälle super drauf.“ Doch beim Abschluss hatte Deichmann den nachsetzenden Sören-Kurz Reddemann in seinem Rücken übersehen. „ich geh‘ am Torwart vorbei, wollte den ball reinschieben. Ich bin froh, dass ich eine zweite Chancen bekommen habe. Zum Glück war es ein Tor!“ Ansonsten hätte er sich einige Sprüche anhören können. Der gebürtige Hamburger bezeichnete die Bank als großes Faustpfand. „Die Einwechselspieler helfen uns weiter, weil sie sofort auf 100 Prozent sind. Das gibt Sicherheit, weil du weißt, dass du hintenraus Spieler bringen kannst, die das Spiel entscheiden können. Wenn wir uns diesen Spirit beibehalten, dann schaut’s gut aus.“ Aber die 15 Punkte nach fünf Spielen würden nicht heißen, „dass wir jetzt durch die Liga marschieren. Wir haben nächste Woche wieder ein knüppelhartes Spiel. Ich bin froh, dass es momentan so gut läuft.“