SECHZIGMÜNCHEN.
 

Der „endliche“ Frank Schmöller setzt als Trainer auf SpaSS und eine klare Hierarchie.

Frank Schmöller hat bis Weihnachten bei den Löwen-Profis als Trainer das Sagen. 

Es ging am Dienstag relativ schnell. Maurizio Jacobacci wurde als Cheftrainer des TSV 1860 München nach 282 Tagen freigestellt und U21-Coach Frank Schmöller als Übergangslösung bis zur Winterpause präsentiert.

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Besagter Frank Schmöller hatte am Dienstag um 11.35 Uhr den Anruf bekommen, ob er interimsweise das Traineramt bei den Löwen übernehmen könne. Fünf Minuten später, nach dem Telefonat mit seinem Arbeitgeber, war klar, dass er zusagen würde.

In der Retroperspektive sprach der gebürtige Hamburger mit niederbayerischen Wurzeln bei seiner offiziellen Vorstellung als Übergangstrainer auf der Löwenrunde am Mittwoch, 6. Dezember 2023, von einem aufregenden Tag. „Das war eine Entscheidung, die ich innerhalb von zwei Minuten getroffen habe“, erzählt Schmöller. „Von meiner Seite her gab es keine Zweifel, dass ich das machen möchte.“ Fehlte eben nur noch das Go seines Arbeitgebers. „Ihm bin ich sehr dankbar“, kommentierte er seine Freistellung von seinem eigentlichen Job, um das Coaching des Profiteams bis Weihnachten zu übernehmen. „Die Aufgabe ist spannend, aber nicht ohne. Ich habe richtig Bock darauf“, so Schmöller.

Als Trainer hat der Hanseat zwar einige Erfolge aufzuweisen – aber ausschließlich im Amateurbereich. Nach seiner Zeit als Jugendtrainer bei der SpVgg Unterhaching trainierte er 2002 bis 2008 den SV Heimstetten. Zweimal stieg er mit dem Team auf. Im Juli 2009 wurde Schmöller Cheftrainer des Bayernligisten FC Ismaning. Mit dem Klub feierte er 2011 die Meisterschaft und qualifizierte sich 2012 für die neu geschaffene Regionalliga Bayern. Im Herbst 2013 übernahm er den SV Pullach in der Bayernliga. Dort war er insgesamt fünfeinhalb Jahre erfolgreich tätig. Dreimal schaffte er mit den Raben Platz zwei und 2017 sogar die Meisterschaft in der Bayernliga Süd, konnte aber wegen den Rahmenbedingungen nicht aufsteigen. 2019 übernahm er dann die Reserve der Sechzger.

Wesentlich glamouröser war Schmöllers Zeit als Fußballer. Über den Niendorfer TSV, seinem Heimatklub, wechselte er als A-Jugendlicher zum Hamburger SV. Dort stieg er zum Profi auf, gewann mit den Hanseaten unter Trainer Ernst Happel 1987 gegen die Stuttgarter Kickers den DFB-Pokal. Weitere Stationen waren Waldhof Mannheim, Lierse SK, Germinal Ekeren, Hertha BSC, Fortuna Köln und SpVgg Unterhaching. Insgesamt absolvierte er als Stürmer 48 Spiele in der Bundesliga (4 Tore) und 107 Spiele in der 2. Bundesliga (26 Tore).

Gerade die HSV-Zeit unter Ernst Happel, damals einer der weltweit anerkanntesten Trainer, prägte Schmöller. „Da habe ich viel mitbekommen, aber man kann nicht alles Eins-zu-Eins übernehmen. Im ersten Jahr sprach Ernst Happel mit mir als 18-Jähriger kein einziges Wort. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß.“ Doch andere Dinge seien auch noch in der Gegenwart unabdingbar. „Von ihm habe ich gelernt, dass man alles dafür tun muss, um die Punkte zu holen, dass es dafür Disziplin braucht, jeder 100 Prozent geben und alles auf dem Platz lassen muss.“

Ob es nicht seiner Arbeitsphilosophie widerspräche, quasi als Feuerwehrmann zu agieren, wo er doch eher als Trainer bekannt ist, der auf längere Engagements setzt, wurde Schmöller gefragt? „Meine Zeit ist endlich“, antwortete er mit einem breiten Grinsen und in der Gewissheit, im neuen Jahr wieder die U21 der Löwen zu trainieren. „Deswegen macht es keinen Sinn, große taktische Änderungen aufzurufen. In erster Linie geht es darum, dass die Jungs von sich überzeugt sind, dass wir ein Gemeinschaftsgefühl reingbringen und mit viel Spaß und Überzeugung die Aufgabe angehen.“

Für den 57-Jährigen ist es auch unerheblich, dass er bisher als Trainer ausschließlich im Amateurbereich gearbeitet hat. „Das Tor steht dort an der gleichen Stelle wir im Profifußball, beide spielen Elf gegen Elf. Auch die Arbeit auf dem Platz ist keine andere“, findet Schmöller, der sich erst ein genaues Bild von der Löwen-Mannschaft verschaffen möchte, bevor er ins Detail gehen kann. Doch eins wurde ihm schon nach der ersten Trainingseinheit bewusst: „Wir brauchen Spieler, die das Heft in die Hand nehmen. Da haben wir Nachholbedarf, mir war es im Training viel zu ruhig. Wir brauchen eine klare Hierarchie auf dem Platz, eine Achse, die uns Stabilität verleiht“, lautet seine Forderung.

Offen und unvoreingenommen geht Schmöller die Aufgabe an, auch was die Torhüter-Position betrifft. „Ich mache mir zuerst ein Bild, werde mich dann mit dem Torwart-Trainer abstimmen und danach eine Entscheidung treffen, die klar mit den Torhütern besprochen ist“, sagt er. Für die erste Trainingseinheit unter seiner Regie beorderte er Mansour Ouro-Tagba und Devin Sür zurück zu den Profis, außerdem die beiden A-Jugend-Spieler Sean Dulic und Lukas Reich. „Sie können sich zeigen. Wenn sie überzeugen, sind sie am Samstag dabei“, gibt Schmöller jedem im Kader eine faire Chance.

Doch ob es schon am Samstag für den 57-Jährigen gegen Rot-Weiss Essen zu seiner Drittliga-Premiere kommt, steht derzeit in den Sternen. „Es ist anspruchsvoll und ambitioniert, den Spielbetrieb für Samstag zu organisieren“, verrät 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer. Nicht nur der Platz im Grünwalder Stadion, sondern auch die Tribünen und Zufahrtswege sind nach den starken Schneefällen des Wochenendes ein Problem. „Das ist ein Thema, das wir hart und intensiv bearbeiten. Wir sind im Austausch mit allen relevanten Stellen, Gremien und Personen.“ Der Ausgang sei seiner Meinung nach „ergebnisoffen!“

Ebenso wie die Suche nach dem künftigen Cheftrainer. Selbst wenn Schmöller alle drei Spiele bis Weihnachten gewinnt, besitzt er nicht die nötige UEFA Pro-Lizenz, die für ein längeres Engagement im Profibereich vonnöten wäre. Pfeifer nennt die Aufgabe eines Trainers beim TSV 1860 München „sehr komplex“, weshalb die Anforderungen erst in den Gremien definiert werden müssten, deshalb sei es momentan „nicht der richtige Tag und die Plattform, das zu erörtern“.

Jetzt müsse man zusammenstehen, erklärte Pfeifer und bedankte sich bei Manfred Paula, dem Leiter des NLZ BayWa Junglöwen, der alles geregelt hatte, damit Schmöller und sein Assistent Thomas Hiechinger einspringen konnten. „Ich weiß das wahnsinnig zu schätzen, dass wir da zusammenstehen.“ Alle, die bei Sechzig in der Verantwortung sind, müssten jetzt alles dafür tun, „damit wir erfolgreich arbeiten können.“

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