SECHZIGMÜNCHEN.
 

Löwen trauern um Ferdinand „Ferdl“ Keller.

Als Zweitliga-Spieler wechselte Bundestrainer Helmut Schön (li.) Ferdl Keller (re.) beim 2:0-Sieg über Österreich 1975 für Deutschland ein. 

Ferdinand „Ferdl“ Keller ist am Montag, 11. Dezember 2023, im Alter von 77 Jahren verstorben. Gleich dreimal spielte der gebürtige Pasinger in seiner Karriere für seinen Herzensverein TSV 1860 München. Als junger Spieler stand er im Meisterkader, kam aber nicht zum Einsatz. Seinen größten Erfolg feierte er aber mit dem Hamburger SV.

Geboren wurde der „Ferdl“, wie er von allen gerufen wurde, a, 30. Juli 1946 in Pasing. Dort hatten seine Eltern eine Bäckerei. Schon in der Meistersaison 1965/1966 gehörte er als 19-Jähriger wie Bubi Bründl zum erweiterten Kader der Löwen, kam aber nicht zum Einsatz. Danach kehrte der gelernte Bäcker frustriert zu seinem Heimatklub TSG Pasing zurück.

Drei Jahre dauerte es, bis der Hobbykicker, in dem das Talent zum schussgewaltigen Angreifer schlummerte, eine zweite Chance als Fußballprofi bekam. Zuvor hatte er in der Landesligasaison 1968/1969 50 Tore erzielt. Keller kehrte ein zweites Mal an die Grünwalder Straße, gab nun tatsächlich sein Bundesliga-Debüt. Doch ausgerechnet in der Spielzeit 1969/1970 stiegen die Löwen ab. Seine zwei Saisontore schienen nicht die beste Referenz zu sein. Dennoch holte ihn Hannover 96, und dort ließ er es auf Anhieb richtig krachen. 39-mal traf Keller in zwei Bundesliga-Spieljahren, schaffte es damit sogar in den erweiterten Kreis der Nationalmannschaft.

Anschließend, 1972 im Jahr der Olympischen Spiele in München, kehrte Ferdl Keller zum dritten Mal nach Giesing zurück. In 122 Punktspielen in der zweithöchsten Spielklasse erzielte er für die Sechzger 93 Tore: 26, 21, 23, 23. Allein Rudi Brunnenmeier hat in der Vereinsgeschichte mehr Tore erzielt (139), diese aber verteilt auf acht Jahre und 207 Spiele (in Ober- und Bundesliga). Der Aufstieg wurde dennoch viermal verpasst. „Bei vielen Spielern fehlte der letzte Biss“, so Keller noch im Löwen-Podcast mit Jan Mauersberger im August 2021 anlässlich seines 75. Geburtstags. „Ich wäre schon gerne aufgestiegen.“ Trotzdem avancierte Keller im Trikot der Löwen als Zweitligaspieler 1975 zum Nationalspieler. Beim 2:0-Sieg der DFB-Elf über Österreich wurde er als 29-Jähriger eingewechselt.

Podcast mit Ferdinand Keller (04.08.2021)

Im Stadionmagazin der Löwen sagte er nicht ohne Stolz: „Ja, das gelang neben mir nur noch Sigi Held. Und Max Merkel hatte mir das vorausgesagt. Nach einem Hallenturnier in Wien, bei dem ich als bester Spieler ausgezeichnet worden war, saßen wir beim Heurigen zusammen. ‚Wenn du so weiter machst, spielst du bald in der Nationalmannschaft.‘ Und so ist es passiert.“ Leider war es sein erster und letzter Auftritt im DFB-Trikot.

Im Sommer darauf ging er zum Hamburger SV. Mit den Hanseaten gewann er 1977 den Europapokal der Pokalsieger im Endspiel gegen den RSC Anderlecht. Seine damaligen Mitspieler hießen Felix Magath, Kevin Keegan, Manni Kaltz, Rudi Kargus, Schorsch Volkert. In der darauffolgenden Europapokal-Saison 1977/1978 wurde er mit sechs Treffern gemeinsam mit zwei weiteren Spielern Torschützenkönig des Pokalwettbewerbs. Danach ließ er seine Karriere in der 2. Bundesliga bei Borussia Neunkirchen ausklingen.

Nach der Profi-Laufbahn startete Keller eine zweite Karriere als Geschäftsmann – und das mit großem Erfolg. Erst verkaufte er schwedische Fertighäuser, in Kroatien machte der Ex-Fußballer mit Gesundheitsmatratzen das große Geschäft. Später betrieb er mit seiner Frau Hilde, mit der er bis zu seinem Tod fast 58 Jahre verheiratet war, die Villa Andrea im südafrikanischen Kapstadt mit 30 Betten. Zu seinen Gästen zählten ehemalige Mitspieler wie Fredi Heiß oder Klaus Fischer, „überwiegend, um Golf zu spielen“.

Lange lebten die Kellers abwechselnd sechs Monate in Südafrika und sechs Monate in Deutschland. Zuletzt jedoch fast ausschließlich wieder in ihrem Haus im Inninger Ortsteil Schlagenhofen mit Blick auf den Wörthsee mit ihren beiden Bolonka-Hunden, wo der Ferdl, dem es zuletzt nicht sonderlich gut ging, am Montagabend an Organversagen verstarb.

Die gesamte Löwen-Familie ist in tiefer Trauer. Ferdl Keller hat als Sechzger tiefe Spuren hinterlassen. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau Hilde. Ruhe in Frieden!

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