Die Löwen verloren nach drei ungeschlagenen Spielen ausgerechnet im S-Bahn-Duell bei der SpVgg Unterhaching mit 0:2. Die Treffer durch Tobias Stiefler (31.) und Patrick Hobsch (54.) fielen nach Kopfbällen. Die Sechzger waren zwar optisch überlegen, im letzten Spieldrittel fehlte jedoch die Präzision und Durchschlagskraft.
Personal: Trainer Argirios Giannikis musste im S-Bahn-Duell lediglich auf den rotgesperrten Leroy Kwadwo verzichten. Nicht im 20er-Kader standen der dritte Torhüter Julius Schmid, Kaan Kurt, Eroll Zejnullahu, Valmir Sulejmani, Devin Sür, Killian Ludewig, Milos Cocic, Niklas Tarnat, Moritz Bangerter und Eliot Muteba. Erstmals durfte der 17-jährige Rechtsverteidiger Lukas Reich auf der Bank Platz nehmen.
Spielverlauf: Die Mannschaften kamen mit 20-minütiger Verspätung aufs Spielfeld, weil ein Spruchband die Fluchttür im Gästeblock versperrt hatte. Danach ging’s aber immer noch nicht los, das SEK der Polizei postierte sich am Spielfeldrand. Es dauerte weitere 15 Minuten, bis Schiedsrichter Patrick Alt die Teams zum Anpfiff bat. Erstmals halbwegs gefährlich wurden die Gastgeber in der 3. Minute, als Simon Skarlatidis einen Freistoß aus dem Halbfeld an den rechten Pfosten flankte, Raphael Schifferl mit dem Kopf dran kam, aber weit rechts neben das Tor köpfte. Nach einem Angriff über rechts passte Fynn Lakenmacher in die Mitte auf Joël Zwarts, der legte für Morris Schröter ab, dessen Schuss mit dem linken Innenrist ging aber weit und hoch übers linke Eck (13.). Eine Freistoßflanke von rechts durch Tim Rieder wurde immer länger und senkte sich gefährlich aufs linke Kreuzeck, René Vollath hatte aber aufgepasst, kam noch mit der Hand dran und konnte so den Einschlag verhindern (18.). Ein verdeckter Schuss von Maurice Krattenmacher nach Skarlatidis-Ablage aus 18 Metern wurde sichere Beute von Marco Hiller im 1860-Tor (26.). In der 31. Minute war es passiert. Eine Ecke von rechts durch Skarlatidis an den ersten Pfosten verlängerte Manuel Stiefler per Kopf zum 1:0 für Unterhaching ins lange Eck. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt äußerst überraschend. Nach einer Ablage von Lakenmacher im Strafraum konnte Ex-Löwe Markus Schwabl den Abschluss von Julian Guttau halblinks aus acht Metern gerade noch mit einer Grätsche vereiteln (35.). Zwei Minuten später setzte sich Fabian Greilinger auf der linken Seite durch, ließ sich trotz Körperkontakt im Strafraum nicht fallen, seine Hereingabe von der Grundlinie nahm Lakenmacher direkt aus der Luft, traf den Ball aber nicht voll, so dass Vollath den Schuss problemlos aufnehmen konnte. Vielleicht hätte er besser den Ball für den hinter ihm postierten Zwarts durchgelassen (37.). Die Löwen waren nun agiler, machten Druck. Doch der letzte Pass, die letzte Flanke waren zu unpräzise. Eine Hereingabe von rechts durch Schröter an den zweiten Pfosten klärte Schwabl zur Ecke (44.). Diese wurde kurz ausgeführt, der Ball kam zu Marlon Frey im Zentrum. Der nahm aus 20 Metern Maß, sein strammer Schuss lenkte Vollath über den Querbalken (45.). So blieb es beim 0:1-Rückstand der Sechzger zur Pause.
Pressekonferenz mit den Trainern >>
Unverändert gingen beide Mannschaften in die 2. Halbzeit. Die erste Chance des zweiten Durchgangs hatten die Löwen. Eine Ecke von links durch Schröter köpfte Max Reinthaler im Rückwärtslaufen aufs Tor, konnte den Ball aber nicht platzieren (50.). Eine Minute später flankte Michael Glück von rechts flach nach innen, Schröter fiel im Strafraum, die Löwen forderten Elfmeter, aber Schiri Alt ließ weiterlaufen (51.). Auf der anderen Seite prüfte Aaron Keller mit einem Schuss von der Strafraumkante Hiller, der den Ball aus dem linken unteren Eck holte (52.). Zwei Minuten später war es passiert. Dennis Waidners Flanke aus dem linken Halbfeld verlängerte Patrick Hobsch gegen Greilinger aus sieben Metern mit dem Kopf ins linke untere Eck zum 2:0 (54.). Eine Ecke von links durch Guttau köpfte Reinthaler genau auf den Körper von Vollath, der den Ball mit einem Reflex über die Querlatte lenkte (68.). Kurz danach war es der eingewechselte Abdenego Nankishi, der den eingelaufenen Glück am kurzen Pfosten bediente, der Österreicher konnte das Zuspiel mit dem Kopf jedoch nicht mehr aufs Tor drücken (69.). Fast im Gegenzug hatte Hobsch die Riesenchance zum 3:0. Schwabl bediente ihn von rechts mustergültig, vollkommen frei scheiterte der Torjäger aus sieben Metern am glänzend reagierenden Hiller (71.). Kurz danach kam der 17-jährige Lukas Reich zu seinem Comeback. In der 76. Minute konterte Unterhaching. Keller ging auf der linken Seite an Reich vorbei, visierte das kurze Eck an, jedoch tauchte Hiller ab und parierte den Schuss zur Ecke. In der 86. Minute verhinderte Reich gegen den völlig freistehenden Boipelo Mashigo das 0:3, indem er den Schuss aus acht Metern zur Ecke blockte. So blieb es beim 0:2 aus Sicht der Löwen, die ausgerechnet nach drei ungeschlagenen Spielen im S-Bahn-Duell wieder verloren.
TRAINERSTIMMEN
Löwen-Trainer Argirios Giannikis sah in der Anfangsphase „ein Abtasten ohne große Chancen auf beiden Seiten. Nach dem 0:1 durch einen Standard haben wir versucht, offensiver zu agieren. Aber wir waren in der Box nicht richtig gefährlich“, monierte der 43-Jährige. „In die 2.Halbzeit sind wir schlecht reingekommen, bekommen ziemlich schnell das 0:2.“ Was Giannikis besonders ärgerte, war die Tatsache, „dass wir sehr groß aufgestellt waren und trotzdem zwei Kopfballtore bekommen haben.“ Max Reinthaler war neben Jesper Verlaat in die Innenverteidigung rotiert, Michael Glück spielte auf der Rechtsverteidiger-Position. Vorne stürmten die großgewachsenen Fynn Lakenmacher und Joël Zwarts. „In so einem engen Spiel entscheiden Kleinigkeiten. Nach dem Rückstand konnten wir trotz Feldüberlegenheit keine Chancen herausspielen, teilweise wirkten wir kopflos“, so das Fazit des Löwen-Coachs.
Sein Hachinger Kollege Marc Unterberger war euphorisiert. „Das macht mich wahnsinnig stolz. Der Weg, den Unterhaching geht, ist einmalig. Wir ernten jetzt die Früchte, die wir in den letzten Jahren gesät haben.“ Das 1:0 nach einem Eckball sei der Dosenöffner gewesen. „Bis dahin war es ein Fifty-Fifty-Spiel. Beide Mannschaften haben defensiv hervorragend gearbeitet.“ Danach hätten sich für sein Team Räume zum Kontern ergeben. „Das Ergebnis hätte noch höher ausfallen können. In dieser Saison haben wir beide Spiele gegen Sechzig gewonnen, das gab es seit 18 Jahren nicht mehr“, sprach Unterberger von einem historischen Moment.
STENOGRAMM, 35. Spieltag, 28.04.2024, 19.30 Uhr
SpVgg Unterhaching – 1860 München 2:0 (1:0)
UHA: 1 Vollath (Tor) – 23 Schwabl, 37 Schifferl, 8 Stiefler, 3 Lamby – 30 Skarlatidis, 39 Waidner, 7 Krattenmacher, 16 Keller – 11 Fetsch, 34 Hobsch
Ersatz: 22 Scherger (Tor) – 2 Zentrich, 4 Stark, 6 Westermeier, 19 M. Welzmüller, 20 Leuthard, 26 Bauer, 38 Mashigo, 42 Adu.
1860: 1 Hiller (Tor) – 35 Glück, 4 Verlaat, 16 Reinthaler, 11 Greilinger – 37 Frey, 6 Rieder – 17 Schröter, 7 Guttau – 9 Zwarts, 19 Lakenmacher.
Ersatz: 15 Richter (Tor) – 8 Starke, 10 Vrenezi, 14 Nankishi, 18 Kloss, 20 Reich, 27 Ouro-Tagba, 36 Steinhart, 38 Güler.
Wechsel: M. Welzmüller für Fetsch (64.), Mashigo für Krattenmacher (83.), Stark für Skarlatidis (88.), Adu für Hobsch (88.) – Ouro-Tagba für Lakenmacher (61.), Nankishi für Schröter (61.), Reich für Glück (72.), Güler für Zwarts (72.).
Tore: 1:0 Stiefler (31.), 2:0 Hobsch (54.).
Gelbe Karten: Schwabl, M. Welzmüller, Skarlatidis, Stiefler – Ouro-Tagba.
Zuschauer: 14.250 im uhlsport-Sportpark (ausverkauft).
Schiedsrichter: Patrick Alt (Illingen); Assistenten: Timo Klein (Kaiserslautern), Justin Hasmann (Wiebelskirchen); Vierter Offizieller: Assad Nouhoum (Oberweikertshofen).