SECHZIGMÜNCHEN.
 

Markus von Ahlen: »Wir leben FuSSball«

Kurz nach Acht. Markus von Ahlen fährt mit seinem VW-Kombi auf den Parkplatz an der Grünwalder Straße. Der Gesichtsausdruck ernst, wer ihn kennt, weiß, dass er konzentriert ist, konzentriert auf seine Arbeit. Aber Fußball ist mehr als nur ein Job für den 43-Jährigen.

„Wir leben den Fußball mit der ganzen Familie", erzählt Markus von Ahlen. Der ehemalige Profi, der während seiner aktiven Karriere für Bayer Leverkusen, VfL Bochum, SV Meppen, Uerdingen und Alemannia Aachen die Fußballschuhe schnürte, wechselte im Anschluss daran vom Rasen an die Seitenlinie. 2006 absolvierte er dann den Lehrgang zum Fußball-Lehrer und beendete ihn als Jahrgangsbester.

Dieses Ergebnis steht sinnbildlich für den Typ Markus von Ahlen, einen Workaholic, seinen Charakter und seine Einstellung. Er hat einen sehr hohen Anspruch an sich selbst und versucht das auch, seinen Spielern vorzuleben. „Bei mir geht es immer um Fußball", sagt der gebürtige Rheinländer und lacht. Denn bei allem, was er tut und was er anpackt, ist er mit Freude dabei, versucht das Positive zu sehen, und strebt nach 100 Prozent - gibt genauso viel für den Erfolg: „Ich habe nie gelernt, Urlaub zu machen", ergänzt er in diesem Zusammenhang.

Kurz nach Neun. Markus von Ahlen ist im Gespräch mit seinen Kollegen, bereitet akribisch die bevorstehende Übungseinheit vor. Sein Ziel: Jeden Einzelnen besser machen. Abläufe einspielen und ständig optimieren, um „letztendlich den Faktor Glück zu minimieren". Dazu tauscht er sich einerseits mit seinen Trainerteam aus, andererseits verbringt er viele Stunden alleine zu Hause mit der Analyse der Spiele: „Dabei werden oft neue Probleme, aber auch Lösungen sichtbar. Ich überlege mir dann, wie wir diese Dinge am besten in die Einheiten einbauen, um letztendlich einen Trainingseffekt zu erzielen."

Zweite Chance.

Es geht ihm aber auch um das Große und Ganze. Denn 1860 München ist für den Zuagroasten, der schon als junger Mann ein München-Fan war, viel mehr als nur ein Fußballklub: „Ich stand 1993 vor einem Wechsel zu Sechzig. Der ist aufgrund einer Verletzung leider nicht zustande gekommen. Damals war ich im Stadion an der Grünwalder Straße und die Atmosphäre hat mich einfach gepackt."

Das ist bis heute so. Als ihn Wolfgang Schellenberg, Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Dezember 2012 anrief und fragte, ob er die U21 übernimmt, musste Markus von Ahlen nicht lange überlegen „Ich habe das als zweite Chance gesehen", und beendete als Erster die Saison 2012/2013 in der Regionalliga Bayern, feierte den Meistertitel mit seinem jungen Team, verpasste in den Relegationsspielen gegen SV Elversberg nur knapp den Aufstieg in die Dritte Liga.

Was er mit der zweiten Mannschaft in Sachen Erfolg bereits erreicht hat, entspricht seinen Ambitionen mit den Profis: „Die Rädchen müssen ineinander passen. Da sind wir auf einem guten Weg. Zum Teil haben wir aber noch ein bisschen Sand im Getriebe. Es gilt also, sie zu schmieren, kontinuierlich zu pflegen und weiterzuentwickeln, sodass sie im Idealfall Höchstleistungen bringen. Dann kann die Maschine volle Fahrt aufnehmen."

Gemeint ist natürlich der TSV 1860 München. Gemeinsam mit den Verantwortlichen, bei denen er das absolute Vertrauen spürt, und seinem Team will er die Löwen wieder ins Rollen bringen.

Punkt Zehn. Markus von Ahlen steht mit seiner Mannschaft auf dem Platz, die verschiedenen Trainingsformen reihen sich nahtlos aneinander. Der 43-Jährige steht mit weit geöffneten Augen da, beobachtet aufmerksam und unterbricht, wenn ihm Dinge auffallen, die noch nicht so funktionieren, wie er sich das vorstellt. Dann spricht er sie ruhig, aber bestimmt an und fokussiert dabei sein Gegenüber.

Zurück im Büro reflektiert er seine Eindrücke, tauscht sich erneut aus und tüftelt weiter: „Das habe ich als Kind schon gemacht. Damals habe ich Fischer-Technik und Lego gebaut, heute beschäftige ich mich mit Taktik."

Rückhalt bei der Familie.

Um den Fußball so intensiv leben zu können, weiß der 1860-Cheftrainer, wie wichtig es ist, einen Ausgleich zu haben; „Ich versuche auch diesen Spagat hinzubekommen." Abschalten kann er am besten mit seiner Familie, mit Ehefrau Andrea und Sohn Lukas. Sie geben ihm auch den entsprechenden Rückhalt - und stehen hinter Ehemann und Papa Markus von Ahlens großer Liebe: „Wir haben als Familie überall, wo wir gelebt haben, Freunde gefunden, verfolgen nach wie vor alle Mannschaften, die wir lieb gewonnen haben. Denn wir leben den Fußball mit der ganzen Familie, das ist nicht nur ein Beruf." Jetzt ist das Münchens große Liebe.

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