Es waren wilde, hochspannende, nervenaufreibende 94 Minuten. Am Ende schlug das Pendel auf die Seite des TSV 1860 München aus. Sowohl Löwen-Trainer Michael Köllner als auch Dynamo-Coach Markus Anfang hatten viel Positives gesehen, aber auch viele Dinge, „die nicht hundertprozentig funktioniert haben“, so Köllner.
1860-Chefcoach Michael Köllner hatte die Partie genauso erwartet. Ein frenetisches Publikum, das die Heimmannschaft nach vorne peitscht. Sein Team habe die passende Antwort gefunden. „Wir haben eine sehr starke 1. Halbzeit gespielt, gut kontrolliert, die Stimmung gut im Griff gehabt, dank Marco Hiller auch die eine oder andere gefährliche Situation überstanden und sind mit 2:0 in die Pause gegangen.“
Im zweiten Durchgang hätte sein Team versucht, den Druck vom eigenen Tor wegzuhalten. „Wir wussten, dass Dresden eine starke Mannschaft hat. Und wenn dann Schäffler und Kutschke vorne stehen, dann wird es schwer.“ Dresden hätte viel mit langen Bällen operiert auf die beiden Hünen. „Das war nicht leicht zu verteidigen. Am Ende war es wichtig, dass wir einen guten Auftakt hinbekommen haben. Wir haben in Dresden gesiegt, in einem Stadion, dass für den Gegner die Hölle ist. Am Schluss war es für uns der Himmel. Von daher bin ich super zufrieden!“
Er wisse schon, das Spiel richtig einzuordnen. „Das war das Auftaktspiel. Du schießt ein Tor, 50 Sekunden später klingelt es auf der anderen Seite. Das ist uns passiert, das ist Dynamo passiert. Da sieht man schon, dass wir am Anfang der Saison stehen. Viele Dinge haben nicht hundertprozentig funktioniert“, sieht Köllner noch einiges an Arbeit in den kommenden Wochen auf sich und die Mannschaft zukommen. „Wir fahren mit drei Punkten nach Hause, hoffen, dass uns der Sieg Rückenwind für die nächsten Aufgaben gibt.“
SPIELBERICHT Löwen müssen nach 3:0-Führung zittern, gewinnen am Ende 4:3 in Dresden.
Löwen-Neuzugang Fynn Lakenmacher ackerte 90 Minuten, lief immer wieder an und kämpfte um jeden Ball. „Das war eins der anstrengendsten Spiel in meiner Karriere, umso glücklicher bin ich, dass wir uns mit drei Punkten belohnt haben“, sagte der 22-Jährige nach Abpfiff. Die vier Tore in fünf Minuten bezeichnete der Stürmer als „unfassbar. Die Stimmung im Stadion hat gekocht. Für einen Außenstehenden war das sicher ein richtig geiles Spiel. Ich bin froh, dass wir bei dem Torfestival eins mehr als der Gegner geschossen haben.“ Klar hätte man nach dem Anschlusstreffer zum 3:4 nochmals gezittert. „Aber ich war mir sicher, dass wir das wegverteidigen. Wir haben eine gute Moral in der Mannschaft. Das habe ich schon in den ersten Wochen gemerkt.“ Auch gegen Dresden habe es nur drei Punkte gegeben, doch für das Selbstbewusstsein sei der Sieg zum Auftakt enorm wichtig. „Es war das Topspiel an diesem Wochenende. Wenn du mit einem solchen Sieg in die Saison startest, dann gibt das richtig Aufwind. Den wollen wir mitnehmen und übernächste Woche die ersten Heimpunkte holen.“
Tim Rieder krönte seine Rückkehr zu den Löwen gleich mit dem Treffer zum 2:0. „Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Am Anfang konnte ich es kaum glauben. Es war ein überwältigendes Gefühl, auch wenn es hintenraus nochmals spannend wurde. Unterm Strich ist der Sieg verdient.“ Für Rieder war es sein viertes Drittliga-Tor. Alle Treffer hat der gebürtige Dachauer im Dress des TSV 1860 erzielt. „Ich schieße nur bei den Löwen Tore“, scherzte der 28-jährige Mittelfeldspieler, der einmal mehr den Staubsauger vor der Abwehr gab. „Für mich ist das ein überragender Start, auch für die Mannschaft mit dem Sieg in Dresden.“ Hintenraus sei es nochmals hart gewesen. „Du machst das 4:1, denkst, das Spiel ist schon rum, dann kommen die aber wieder. Im Großen und Ganzen kannst du aber vor jedem in unserer Mannschaft den Hut ziehen. Jeder hat gekämpft, auch die Einwechselspieler, den Fight angenommen. Morgen interessiert es niemanden mehr, wie wir gespielt haben, aber die drei Punkte nimmt uns keiner.“ Der Vorteil in dieser Saison sei die Kaderbreite. „Cello kommt rein, macht zwei Hütten. Besser geht’s kaum!“ Die drei Gegentreffer bezeichnete Rieder als „kleiner Wermutstropfen. Jetzt freuen wir uns alle auf Dortmund.“
„Die beiden Tore tun sehr gut“, freute sich der letztjährige Torschützenkönig der 3. Liga, Marcel Bär. Nach einer nicht optimalen Vorbereitung saß er zunächst auf der Bank, brachte dann die Löwen mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße. „Es war keine leichte Zeit für mich. Das gebe ich auch offen und ehrlich zu. Immer wieder kleine Rückschläge in der Vorbereitung. Umso schöner ist es, hier meine Minuten zu bekommen und der Mannschaft helfen zu können“, betrieb der gebürtige Gifhorner Understatement. Auf die Frage, was Sechzig besser gemacht hat als Dynamo, antwortete Bär: „Mehr Tore geschossen! Ganz einfach! Wir haben eine richtig gute 1. Halbzeit gespielt, haben generell ein super Spiel gemacht. Klar ist aber auch, dass wir zu leichte Gegentore bekommen haben. Die hohen Bälle von Dresden mit Kutschke und Schäffler vorne drin haben wir nicht verteidigt bekommen, waren schwach bei den zweiten Bällen. Dadurch sind wir nochmals geschwommen.“ Trotzdem sei der Sieg ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz gewesen. „In Dresden gewinnt nicht jede Mannschaft. Auftaktspiel, fast volles Stadion, Livespiel – da musst du dich zeigen, darfst dich nicht verstecken. Wir haben die Prüfung bestanden!“